Zur Frühdiagnose der Basedow'schen Krankheit / von Theodor Kocher.

  • Kocher, Emil Theodor, 1841-1917.
Date:
1910
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Credit: Zur Frühdiagnose der Basedow'schen Krankheit / von Theodor Kocher. Source: Wellcome Collection.

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    tionen in einem Masse gesehen, dass wir momentan von Ausführung derselben ab- sehen mussten. Der ganz mangelhafte Erfolg der gewöhnlichen Herzmittel, speziell der Digitalistherapie bei Basedow dürfte in obigem Sinne ebenfalls verwertbar sein. Bei den infolge von Erschöpfung des übermässig angestrengten Herzmuskels eintretenden Dilatationen treten oft systolische Geräusche als Folge relativer Insuffi- cienz der Herzklappen auf und wir haben ganz besonders oft, und oft auch isoliert, wie Fr. Müller, das systolische Blasen an der Pulmonalis gefunden. Auch Venen- pulsation am Halse tritt bei Herzdilatation auf, wenn dieselbe einen gewissen Grad erreicht hat. Aber alle diese objektiven Erscheinungen sind sekundärer Natur und zeigen sich erst bei einem gewissen Grade oder nach einer gewissen Dauer der Krankheit. Dass man sie nicht, wie dies ungemein häufig geschieht von seiten der Aerzte, als Herzfehler taxieren darf, geht daraus hervor, dass sich alle Symptome nach Operation und überhaupt bei Nachlass der Krankheit — wenn sie nicht zu lange dauerte — vollständig zurückbilden, Mit Verschwinden der Tachycardie gehen auch die scheinbar objektiv deutlichen Symptome des vermeintlichen Herzfehlers zurück. Man muss also um so mehr auf seiner Hut sein, bei Patienten, welche den Arzt wegen Herzklopfen aufsuchen, nicht unter Annahme eines Herz- leidens den Beginn einer Basedow'sehen Erkrankung zu übersehen (und wie häufig geschieht dies!), je reiner und stärker die Tachycardie ist und je weniger objektive Veränderungen am Herzen sich daneben finden lassen. Die Tachy- cardie ist ein Frühsymptom wichtigster Art. Grad und Dauer derselben und Fehlen anderweitiger Anhaltspunkte für Annahme eines gewöhnlichen Herzfehlers werden oft den Weg weisen, um bei Vorhandensein der frühen Lidsymptome die richtige Diagnose zu machen. Es gibt ausser den Lidsymptomen und der eigenartigen Tachycardie (wir kommen in einer späteren Besprechung auf diese zurück) noch andere Anhaltspunkte, welche uns gestatten, die Anfänge der Krankheit zu erkennen. Sobald auch nur ein Verdacht auf Basedow vorhanden ist, wird man auf Veränderungen an der Schilddrüse untersuchen. Um eine Vergrösserung derselben sicherzustellen, wenn sie noch geringgradig ist, dazu bedarf es freilich schon einiger Uebung; aber was den Verdacht auf abnormes Verhalten derselben bestärkt, ist die Druckempfindlichkeit der Schilddrüse, welche gewöhnlichen Kröpfen nicht zukommt, ferner die sehr charakteris- tischen Gefässgeräusche in Form eines systolischen Blasens über den Schilddrüsenarterien. Das hat uns öfter geholfen, zu entscheiden, ob wir eine hyperplastische Vergrösserung der Schilddrüse noch als in den Bereich des Normalen fallend, oder als pathologisch auffassen sollten.1) Die Basedow-Schilddrüse hat in den verschiedenen Stadien nicht dieselbe Konsistenz, fast immer aber betrifft sie einen ganzen Seitenlappen oder noch öfter die ganze Schilddrüse, die beiden Seitenlappen, Isthmus, Processus py- ramidalis, unsern lobus posterior, als kleinhöckrige Schwellung, die von den knolligen Strumaformen bei Kolloid sehr deutlich sich unterscheidet (es sei denn, dass die Basedowerkrankung zu vorher bestehendem Kolloidkropf hinzugetreten ist). Im *) Dass das Symptom zwar von grosser Wichtigkeit, aber nicht pathognomonisch ist, hat Dr. A. Kocher und wir hei Besprechung der Struma vasculosa schon in frühem Publikationen betont.