Ergänzungen zu meinem Aufsatze "Fingerübungen" / von Otto Thilo.

  • Thilo, Otto.
Date:
[1896?]
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Credit: Ergänzungen zu meinem Aufsatze "Fingerübungen" / von Otto Thilo. Source: Wellcome Collection.

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    Gesetz). Die KraftbestimmuDgen, die neuerdings von A. Fick'*) hierüber ange¬ stellt wurden, beweisen, dass Versuche an Muskeln, die man yoiu Knochen abge¬ trennt hat, für die Beurtheilung dieser Verhältnisse im vorliegenden Falle nicht ausreichen. Fick äussert S. 584: „Wenn durch die Zusammenziehung des Finger¬ muskels (Abductor indicis) der Finger über die mittlere Lage ziemlich weit hinaus¬ geführt ist, spannt sich das innere Seitenband des Gelenkes allmählich an und es arbeitet dann der Muskel gegen zwei Kräfte, gegen die Spannung des Verbiodungs- drahtes mit dem Myographenhebel und gegen die Spannung des Gelenkbandes. Im Punkte H der Curve ist also auch keineswegs die Spannung des Muskels ver¬ schwindend klein (20 g, wie die Spannung des Drahtes), vielmehr hat sie einen erheblichen Werth, der in Gleichgewicht gehalten wird durch die Gelenk¬ bandspannung. Dass dieses in der That der Fall ist, kann man an der Härte des Muskels in diesem Stadium deutlich fühlen.“ Dieser „erhebliche Werth“ ist gewiss oft bei erkrankten Gelenken durch Verdickung der Bänder noch erheblicher, als an dem gesunden Gelenke, mit welchem Herr Prof. A. Fick seine Versuche anstellte. Dieser erhebliche Werth muss also addirt werden zu der Abnahme der Muskelkraft, welche stattfindet, wenn der Muskel sich immer mehr und mehr zusammenzieht; nur so kann man feststellen, um wieviel zum Schluss der Wider¬ standsbewegung der Widerstand abzunehmen hat. Da bisher diese Werthe nicht berechnet werden konnten, so giebt auch Zander an, dass eine Berücksichtigung dieser Werthe „durch praktische Ver¬ suche geschehen muss“ bei der Herstellung von Widerstandsvorrichtungen. Er äussert sich folgendermaassen:**) „Die Schwierigkeit ist den Hebel¬ gesetzen sowohl, als dem Schwann’schen Gesetze bei der Construction der Apparate den berechtigten Einfluss einzuräumen, was nicht durch Berechnungen allein, sondern auch durch praktische Versuche geschehen muss. So habe ich beim Apparate B 9 Kniebeugen, den grössten Widerstand nicht da gesetzt, wo Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel mit einander bilden, wie es das Hebelgesetz fordert, sondern ca. 30° vor dieser Stellung, weil man während der Bewegung deutlich fühlt, dass das Maximum von Widerstand an dieser Stelle am leichtesten beseitigt wird.“ Also das Sch wann’sehe Gesetz wurde von Zander durch das Gefühl an seinen Apparaten berücksichtigt, nicht durch Rechnung. Auch an meinem Fingerüber wird das Schwann’sche Gesetz durch das Gefühl berücksichtigt. Man giebt der Hand eine solche Stellung, dass das „Maximum von Widerstand“ nicht dort zu Stande kommt, wo Hand und Finger einen rechten Winkel bilden, sondern „ca. 30° vor dieser Stellung“. Ob man die Stellung richtig gewählt hat oder nicht, erkennt man am Besten, wenn man die Versuche an Muskeln anstellt, die sehr bedeutend geschwächt sind. Die Bewegung solcher schwacher Muskeln wird ausgiebiger und leichter durch richtige Widerstände, als ohne Widerstände. Ich habe dieses oft Collegen an meinen Apparaten gezeigt. Diese ausgiebigen Bewegungen erreicht man jedoch nur, wenn man den Eimer richtig belastet und die Hand richtig gelegt hat. Besonders deutlich war dieses in dem S. 233 meiner Arbeit „Fingerübungen“ angeführten Falle. *) Myographische Versuche am lebenden Menschen von A. Fick. Arch. f. ges. Physiol., Bd. 60, Bonn 1895. **) Dr. A. Levertin, Dr. G. Zanders Medico-mech. Gym., Stockholm. Seite 23 Königl. Buchdruckerei. 1892.