Der Mikrococcus neoformans und die Behandlung des Krebses / E. Doyen.

  • Doyen, E. (Eugène Louis), 1859-1916.
Date:
[between 1800 and 1899 or between 1900 and 1999?]
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Credit: Der Mikrococcus neoformans und die Behandlung des Krebses / E. Doyen. Source: Wellcome Collection.

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    Paris: E. Doyen, Der Mikrococcus neoformans und die Behandlung des Krebses. Am 25. Februar 1902 habe ich der Academie de medecine eine Mitteilung gemacht, dass sich in den Krebsgeschwülsten und ganz besonders in den carcinomatösen Lymph¬ drüsen ein runder Mikroorganismus fände, der in Ketten von 6—8 Gliedern angeordnet ist. Dieser Mikroorganismus ist schwer zu cultivieren. Ist er aber auf einem besonderen Nährboden gezüchtet, so kann er auf andere Medien übertragen werden. Auf Agar-Agar giebt er einen graulichen, zähen Belag und verflüssigt die Gelatine langsam. Der Mikro¬ coccus neoformans wird durch einen zwölfstündigen Aufenthalt in einer Temperatur von 55 — 60° sicher vernichtet. Man culti viert ihn um so leichter, je weiter die Stelle, aus der man Culturmaterial entnimmt, von der primären Eruptionsstelle entfernt ist; mit anderen Worten: das Centrum der Krebsgeschwulst ist ausserordentlich häufig steril. Auf Schnitten den Mikrococcus neoformans darzustellen, ist schwierig; indessen ist es sicher, dass man ihn auf Schnitten nach Thionin- oder Safraninfärbung finden kann. Färbung nach Gram combiniert mit Carmintinction lässt eine kleine Zahl von Einzelcoccen oder Diplococcen erkennen. Ich habe diesen Mikroorganismus in den allerverschiedensten Tumoren auf¬ gefunden, im Krebs der Brustdrüse und den affi,eierten Lymphdrüsen, im Krebs des Uterus, des Magens und in den Seeundärknoten, im Carcinom des Ovariums, des Rectums und seinen Peritonealmetastasen, in dem proliferenden Kystom der Mamma und des Ovariums, in rapid verlaufenden Strumen der Schilddrüse, im Pleuralymphosarcom, in Spindelzellsarcomen der Halslymphdrüsen, im Muskelsarcom und seinen Metastasen am Vorderarm eines Kindes, schnellwachsenden Lipomen des Samenstranges etc. In einer anderen Zahl von Geschwülsten habe ich keine Culturen gefunden. Bei allen diesen Tumoren gab es keine Recidive („tote Geschwülste“). Hingegen hat sich ein Reeidiv sehr rasch jedesmal dann entwickelt, wenn die Aussaat sehr ergiebig war. Die Impfung virulenter Culturen erzeugte bei einer Hündin 2 eingekapselte Lipome, heim Meerschweinchen zellige Wucherungen in der Mamma und Cylinderepithelwucherungen in der Leber. Im Hoden dringen die Mikroben in die Epithelzellen ein und werden von ihnen wie von Phagocyten zerstört. Diese Phagocytose des Mikrococcus neoformans er¬ scheint mir sehr beachtenswert. Bisher habe ich nur auf Tiere Carcinom vom Menschen verimpft. Für mich ist es übrigens nicht erwiesen, dass die sogenannten Krebsgeschwülste der Tiere identisch sind mit den Krebsgebilden bei Menschen. Ich habe auch keine Ge¬ legenheit gehabt, aus Geschwülsten von Tieren Culturen anzulegen. Die Pathogenese der menschlichen Geschwülste scheint gebunden zu sein an eine Reizung der normalen Körperelemente, die unter Teilung und Vermehrung den Kampf gegen das Eindringen des Mikrococcus neoformans aufnehmen. Wenn die phagocytäre Thätigkeit der proliferierenden Zellen überwiegt, so steht der Tumor im Wachstum still. Jedoch kann er der Sitz eines latenten Mikrobenherdes bleiben. Unter diesen Umständen kann sich dann eventuell ein ursprünglich gutartiger Tumor in einen malignen verwandeln. Hat der Tumor malignen Charakter angenommen, so kann der primäre Eruptionsherd steril oder fast steril werden, und dann finden sich die patho¬ genen Keime in den Seeundärknoten. Das Sarcont bleibt länger stationär als das Epitheliom, infolge der grösseren Vitalität der Mesodermzellen. Daher auch die schnellere Infection der Lymphdrüsen beim Krebs gegenüber dem Sarcom.