Vorläufige Mittheilungen über die Unterschiede der Grosshirnwindungen nach dem Geschlecht beim Foetus und Neugeborenen mit Berücksichtigung der angeborenen Brachycephalie und Dolichocephalie / von Professor Dr. Rüdinger.

  • Rüdinger, N. (Nikolaus), 1832-1896.
Date:
1877
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Credit: Vorläufige Mittheilungen über die Unterschiede der Grosshirnwindungen nach dem Geschlecht beim Foetus und Neugeborenen mit Berücksichtigung der angeborenen Brachycephalie und Dolichocephalie / von Professor Dr. Rüdinger. Source: Wellcome Collection.

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    D rroi, jjr. nuamger. die Schädelform bei Gesichtslagen“ festgestellt worden. Bezüglich der aulfallen- den Formverschiedenheit der beiden Gehirne, welche in Figura 1 und 2 der Tafel XXIV nach photographischen Aufnahmen hier wieder gegeben sind, muss ich darauf hinweisen, dass die beiden ausgetragenen neugeborenen Kinder in ganz übereinstimmender Weise behandelt worden sind und dass ihre Hirne bis zu einem gewissen Grade die Form des Schädels wiedergeben. Selbst unter der Voraussetzung, dass sich die Form des Hirns nach seiner Herausnahme aus der Schädelhöhle etwas verändert hätte, darf man doch mit Bestimmtheit annehmen, dass bei der oben erwähnten vorsichtigen Behandlung und Conservirung diese charakteristischen gegensätzlichen Formen nicht künst- lich entstanden sind. Während das lange Hirn einen sagittalen Durchmesser von 10,4 Cm. besitzt, misst das kurze nur 8,7 Cm. Der Querdurchmesser des ersteren beträgt 6,7 und der des letzteren 7,4 Cm. Demnach ist das Langhirn um 1,7 Mm. länger als das Kurzhirn, das letztere aber um 7 Mm. breiter als das erstere. Die Höhe des Langhirns hat 5,3 Cm., die des Kurzhirns 5,1 Cm. Wesentlich verschieden an diesen beiden Hirnen zeigen sich die Richtungen der Windungen. Sie sind geeignet, den Beweis für die oben erwähnten Angaben, dass die Formverschiedenheit schon innerhalb des Schädels vorhanden war, mit Sicherheit zu liefern. Vergleicht man nämlich die Windungen an den beiden Ge- hirnen mit einander, so fällt sofort auf, dass an dem brachycephalen Gehirn sowohl die Centralwindungen in der Mitte der beiden Hemisphären, als auch die Scheitel Windungen in vorwiegend transversaler Richtung angeordnet sind, während an dem dolichocephalen Gehirn, die genannten Windungen eine vorwie- gend schief nach hinten aufsteigende Anordnung zeigen. Diese beiden Gehirne sowohl, als auch ähnlich geformte von Foetus und Neugebornen sind somit verwerthbar für Bestätigung der Annahme vonWundt, nach welcher die in verschiedenen Richtungen grössere oder geringere Wachs- thumsenergie des Grosshirns von Einfluss auf die Bildung und die Richtung seiner Windungen sein müsse. W u n d t meint, die Aufrollung der Gehirnoberfläche, d. h. die Bildung der Windungen geschehe in der Richtung des geringsten Widerstandes. Sei der Schädel in der queren Richtung stark gespannt, wie dies bei dem Langkopf der Fall ist, so sollen die Windungen einen schiefen Verlauf von vorn nach hinten nehmen und zeige sich die grössere Spannung von vorn nach hinten, wie bei dem Kurzkopf, dann müsse eine quere Anordnung der . Windungen vorhanden sein. Vergleicht man die Hauptzüge der Windungen an unseren beiden Figuren miteinander, so lässt sich nicht läugnen, dass, wie schon gesagt, an dem Kurz- hirn die quere, an dem Langhirn die schiefe Anordnung derselben vor- herrschend ist. Diese Eigenthümlichkeit stimmt auch überein mit der Angabe von Ludwig Meyer in Göttingen, welcher an einem Hirn aus einem hochgradigen patholo- gischen Brachycephalus eine vorwiegend quere Richtung der Windungen beobachtet hat. Dieser Schädel war nach Meyer durch Wachsthumshemmung der Hinterhauptgegend in sagittaler Richtung und eine Beschränkung der Höhen- entwickelung in der Scheitel-Schläfengegend entstanden. Da in diesem Falle alle sagittalen Windungen sich nicht entfalten konnten, so mussten sie sich entweder quer stellen oder in die Tiefe der grösseren Hirnspalten hineindrängen. An dem langen Hirn in unserer Abbildung kann man wahrnehmen, dass der hintere Schenkel der Fossa Sylvii nur ein wenig schief aufwärts steigt und eine Länge von 4,9 Cm. besitzt, während er an dem Kurzhirn sehr stark nach oben geht und