Vorläufige Mittheilungen über die Unterschiede der Grosshirnwindungen nach dem Geschlecht beim Foetus und Neugeborenen mit Berücksichtigung der angeborenen Brachycephalie und Dolichocephalie / von Professor Dr. Rüdinger.

  • Rüdinger, N. (Nikolaus), 1832-1896.
Date:
1877
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Credit: Vorläufige Mittheilungen über die Unterschiede der Grosshirnwindungen nach dem Geschlecht beim Foetus und Neugeborenen mit Berücksichtigung der angeborenen Brachycephalie und Dolichocephalie / von Professor Dr. Rüdinger. Source: Wellcome Collection.

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    So behandelt, behält das Foetushirn bei allseitiger Verkleinerung seine der Schädelhöhle entsprechende Form bis zu einem gewissen Grade bei. Je jünger der Embryo ist, um so hochgradiger zeigt sich die Veränderung der äusseren Form des Hirns, während bei älteren Foetus und Neugeborenen dieselbe zuweilen soweit gut erhalten bleibt, dass sich genaue Vergleichungen ausführen lassen. II. TJeber das dolichocephale und brachycephale Gehirn mit Berück- sichtigung des Lang- und Kurzschädels beim Foetus und Neugeborenen. Bevor ich auf die vergleichende Betrachtung der einzelnen Windungen des Grosshirns eingehe, muss noch der angeborenen Formeigenthümlich- keit des ganzen Hirns Erwähnung geschehen. Die hier in Betracht kommende Frage kann man in folgender Weise formuliren: Werden die bekannten langen oder kurzen Kopfformen erst nach der Geburt durch die eigenartige Hirn- und Schädelentwickelung erworben, oder sind dieselben als vererbte Eigentümlichkeit schon bis zu einem gewissen Grade beim Foetus vorgebildet? Man muss sich den weichen Foetuskopf, der ohne mechanische Einwirk- ungen nur im Fruchtwasser innerhalb der Eihäute den Geburtskanal durchwan- dert, vorstellen, um sofort einzusehen, dass diese Frage nicht leicht zu beant- worten ist. Es liegt nun nahe, dass die kleinen Köpfchen im dritten und vierten Monat des embryonalen Lebens, wenn sie beim Abortus die Geburtswege passiren, viel weniger comprimirt und daher weniger in ihren Formen verändert werden, als jene aus späteren Monaten oder aus dem normalen Ende der Schwangerschaft. Fast vollständig unversehrt zeigt sich zuweilen der Foetus, wenn er in den frühe- ren Monaten der Schwangerschaft ohne Berstung der Eihäute, also ohne Abfluss des Fruchtwassers, geboren wird, vorausgesetzt, dass derselbe nicht lange vorher abgestorben war. Schon sein äusseres Aussehen lässt in diesen Fällen erkennen, dass keine Formveränderung der noch prallen Körpertheile stattgefunden hat- Sind solche Objecte auch ziemlich selten, so begegnet man ihnen doch zuweilen und ich konnte im Verlaufe der Zeit eine Anzahl Umrisse von 3—8-monatlichen Foetusköpfchen gewinnen, die sich sehr frisch und unverändert zeigten. In den beiden Horizontalumrissen, welche ich auf Taf. XXIV Fig. 5 und 6 von zwei unversehrten Köpfchen genommen habe (die Foetus waren annähernd aus dem vierten Monat), erkennt man eine auffallende Verschiedenheit in der Kopfform. Die beiden Umrisse sind aus sieben Zeichnungen ausgewählt und sie repräsentiren den Typus des langen und kurzen Kopfes. Sollte sich aus einer grösseren Reihe derartiger Umrisse schliesslich ergeben, dass die Brachycephalie und Dolichocephalie nicht erst am Ende des fötalen Lebens, sondern schon viel früher vorhanden ist, so wäre für den Kopf derselbe Nachweis geliefert, den Fehling kürzlich für die Geschlechtsunterschiede am Becken, welche schon am Ende des vierten fötalen Monats auftreten, erbracht hat. Dass der brachycephale und dolichocephale Kopf bei dem ausgetragenen Foetus zuweilen sehr charakteristisch ausgesprochen ist, geht aus den Abbildungen der Gehirne und der Schädel von ausgetragenen Neugeborenen, wie sie sich auf Tafel XXIV finden, mit aller Bestimmtheit hervor. Diese Thatsache ist ja schon von Hecker für den Schädel des Neugeborenen in dessen Abhandlung „Ueber