Ein Fall eines primären Tubenkarzinoms : Demonstration im Verein der̈ Arzte in Steiermark am 10. Mai 1907 / von W. Schauenstein.

  • Schauenstein, W.
Date:
[1908]
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Ein Fall eines primären Tubenkarzinoms : Demonstration im Verein der̈ Arzte in Steiermark am 10. Mai 1907 / von W. Schauenstein. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    1/4
    Ein Fall eines prh»«ai>eii Tubenkarzinoms. Demonstration im Verein der Ärzte in Steiermai'k am 10. Mai 1907 von Dr. W. Schauenstein, klin. Assistenten. Separat-Abdruck aus den „Mitteilungen des Vereines der Arzte in Steiermark“, Nr. ‘2. 1908. Meine Herren! Ich gestatte mir, Ihnen einen Uterus mit seinen Adnexen zu zeigen, welcher wegen eines primären Karzinoms der rechten hübe an der Klinik exstirpiert wurde. Das Präparat stammt von einer 12jährigen Frau, welche heuer die Frauenklinik aufgesucht hatte. Aus ihrer Krankengeschichte hebe ich folgendes hervor: Die Patientin war bis zu Beginn ihres jetzigen Leidens immer gesund, batte niemals geboren oder abortiert. Ihre Menstruation war stets regel- mäßig. Drei Monate vor ihrer Aufnahme bemerkte sie unregelmäßige Blutungen aus dem Genitale, so daß sie einen Arzt konsultierte, welcher eine Geschwulst im Unterleibe feststellte. Seither bemerkte sie selbst ein rasches Größerwerden ihres Abdomens. Schmerzen sowie einen Fluor hatte sie nie wahrgenommen I. Bei ihrer Aufnahme an die Klinik fand sich eine Verwölbung des Abdomens unterhalb des Nabels vor infolge eines harten, etwas beweg- lichen glatten Tumors, welcher aus dem kleinen Becken emporstieg. An den Respirations- und Zirkulationsorganen der mittelgroßen, kräftig ge- ballten und gut genährten Frau konnten keine Veränderungen gefunden werden. Die Untersuchung der Genitalien ergab, daß die erwähnte Ge- schwulst den rechten Adnexen angehörte und den etwas vergrößerten, anteflektierten Uterus nach rechts und vorne drängte, indem sie den Douglas fast vollkommen ausfüllte. Während der von außen tastbare Teil derselben eine gleichmäßig harte Konsistenz besaß, konnte an dem im kleinen Becken liegenden Teil eine deutliche Fluktuation nachgewiesen werden. An ihrem oberen Pole ließ sich ein runder, fingerdicker Strang gegen den rechten Tubenwinkel des Uterus zu verfolgen. Der übrige Ge- nitalbefund entsprach einer sonst gesunden, deflorierten Nullipara. Auf Grund dieses Befundes wurde die Diagnose auf einen teilweise zystischen Ovarialtumor gestellt und die Entfernung desselben per laparo- tomiarn beschlossen. Diese wurde von meinem Chef, Herrn Prof. Knauer, am 28. März 1907 vorgenommen. Nach Eröffnung des Abdomens in der linea alba präsentierte sich der Tumor als dilatierte rechte Tube, welche knapp am Uterus bogenförmig nach auf- und rückwärts als fingerdicke Schlinge verlief und sich gegen den Douglas zu retortenförmig erweiterte und direkt in den zystischen Geschwulstteil überging. Dieser war derart innig mit dem Peritoneum der Beckenwandung verwachsen, daß man weder einen Einblick in das kleine Becken gewinnen noch den Tumor aus demselben herausheben konnte.