Studentschaft und sexuelle Frage / von Karl Wilker.

  • Wilker, Karl.
Date:
[1909]
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Credit: Studentschaft und sexuelle Frage / von Karl Wilker. Source: Wellcome Collection.

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    gewissen Sinne empfindet man zwar den ausserehelichen Geschlechtsverkehr als unhonorig — unter Studenten wie Offizieren —, indem man das Tragen von Farben (oder Uniform) verbietet; aber man empfindet ihn doch ebenso hinwiederum als ein notwendiges Moment im Lehen, man erklärt den Verkehr mit Prostituierten niemals für ent¬ ehrend. Es ist oben von mir schon ein drastischer Ausspruch angeführt als Antwort auf die Frage nach den zur Ver¬ fügung stehenden Dirnen. Ihre Zahl ist ja auch in kleinen Universitätsstädten nicht übermässig gross. Daraus aber sind neue Gefahren herzuleiten: zunächst ist das sporadische Auftreten fremder (auswärtiger) Prostituierten an solchen Tagen eine gefährliche Erscheinung. Um wieder eigene Beobachtungen anzuführen: An einem ganz bestimmten Tag ist in einem ganz hesimmten ,,Eta¬ blissement“ in jeder V/oche Tanzvergnügen in Jena. Da tauchen plötzlich feile, niegesehene Schönheiten auf. Halle, Leipzig, Erfurt sind nicht fern. Und der Ertrag dieser einen Venusnacht lohnt schon die Reise. Ich brauche kaum hinzuzufügen, dass seit dem Aufkommen dieser Methoden die Zahl der venerischen Infektionen unter den Studenten in so beängstigender Weise zunahm, dass zu Beginn des vergangenen Sommersemesters an alle Verbindungen und Korporationen aussergewohnliche Warnungen und Auf¬ klärungen über derartige „Bumslokale“ ergehen mussten. Andererseits wird durch die ganze Haltung der Studentenschaft namentlich in kleineren Universitätsstädten eine völlig wahllose Pluralität auch hinsichtlich des ausserehelichen Geschlechtsverkehrs mit Nichtprostituierten herauf beschworen, ein Verkehr, den ich nicht mit dem studentischen „Verhältnis“ identifizieren möchte, ebenso¬ wenig, wie ich mich entschliessen kann, ihn einfach mit unter den Begriff Prostitution zu fassen. Es ist eher eine Ubergangsform: namentlich Dienstmädchen, Köchinnen und andere weibliche Bedienstete, die vor allem als Haus-