Ueber Ascites in gynäkologischer Beziehung / von A. Gusserow.

  • Gusserow, Adolf Ludwig Sigismund, 1836-
Date:
[1892?]
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Credit: Ueber Ascites in gynäkologischer Beziehung / von A. Gusserow. Source: Wellcome Collection.

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    Ich möchte aber gleich dieses Moment, die Unsicherheit der Diagnose, als Haupteinwand gegen die Function hier hervorgehoben wissen und die anderen dagegen geltend zu machenden Gründe nur als mehr nebensächliche bezeichnen. Wenn bei der einfachen Function des Abdomen alle Vorsichtsmaassregeln der Aseptik resp. Antiseptik befolgt werden, so dürften Folgezustände, wie ich sie früher nicht nur in fremder, sondern auch in eigener Fraxis beobachtet habe, nicht mehr eintreten — kommen aber trotzdem hier und da noch vor. Als derartige Folgen der Function sind zu nennen: Erysipelas der Bauchdecken von der Stichwunde aus- gehend und septische Feritonitis. Bedeutungsvoller und nicht mit Sicherheit zu vermeiden ist die Verletzung von Gefässen bei der Function, die besonders bei gewissen Tumoren der Bauchhöhle zu inneren Blutungen führen kann. Endlich ist noch der Umstand hervorzuheben, dass bei einer Function es nahezu unmöglich ist, die Gesammtmenge der angesammelten Flüssigkeit zu entleeren, ein Umstand, der gewiss nicht ohne Bedeutung bei einer Wieder- ansammlung von ascitischer Flüssigkeit ist. Seit einer Reihe von Jahren habe ich nie mehr die Function ausgeführt, sondern in allen geeigneten Fällen eine Incision zu- nächst von etwa 6 cm Länge in der Mittellinie des Abdomen ge- macht. Eine solche Incision ist gewiss ebenso ungefährlich wie die Function, sie erlaubt aber zunächst eine vollständige Ent- leerung der vorhandenen Flüssigkeitsmenge, da man nöthigenfalls dieselbe durch die Bauchwunde hindurch mit Schwämmen aus- tupfen kann. Vor allen Dingen erlaubt aber die Incision sowohl durch das Auge als mit den tastenden Fingern genau zu erforschen, welcher Art die örtliche Erkrankung ist, durch welche der Ascites bedingt ist, und damit gleichzeitig die Entscheidung zu treffen, wie weit ein operativer weiterer Eingriff gerechtfertigt resp. aus- führbar ist — der naturgemäss sich dann gleich an die Incision anschliessen muss. Will man dieses Vorgehen als Frobeincision bezeichnen, so ist dagegen wohl nicht viel einzuwenden — es unter- scheidet sich aber von den sonst wohl bei Abdominaltumoren vor- genommenen „Frobeincisionen“ in etwas dadurch, dass immerhin durch dasselbe ein wesentlicher Theil der symptomatischen Therapie in den Fällen, wo eine radikalere Operation nicht ausführbar er- scheint, nämlich die Entleerung der Flüssigkeit, erfüllt wird. Die hier in Betracht kommenden Fälle lassen sich in mehrere grössere, ganz von einander verschiedene Gruppen sondern. 1*