Ueber einen Fall von Amyloid-Kropf / von Prof. Freiherr von Eiselsberg.

  • Eiselsberg, Anton, Freiherr von, 1860-1939.
Date:
[1904]
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Credit: Ueber einen Fall von Amyloid-Kropf / von Prof. Freiherr von Eiselsberg. Source: Wellcome Collection.

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    Knoten in dem Drüsenparenchym eingebettet. Oberes Horn reicht sehr weit nach oben und innen und umgreift die Trachea fast circuiiir. Nach Unter- bindung der A. thyreoidea sup. et inf. wird die rechte Kropfhälfte ganz exstirpirt; eine Ausschälung im Kropfgewebe selbst war nicht möglich. Nach Luxation der rechten Hälfte zeigte die Trachea deutliche Abplattung von der linken Seite her, besonders unterhalb des Jugulum. Es wird nebst dem Mittel- lappen auch der linke untere Pol tief hinter der Clavicula herausgehebelt und nach Ligatur der A. thyreoidea inf. entfernt. Auch auf dieser Seite erweist sich der Kropf ganz gleichmässig (keinerlei Knoteneinlagerung in demselben). Bei Herauszieheu der linken Kropfhälfte reisst dieselbe ein, wobei es auffällt, dass dieselbe gar nicht blutet, so dass ich darüber im ersten Augenblick er- schrak und meinte, die Herzthätigkeit sei plötzlich aufgehoben! Ein Blick auf den Patienten belehrte mich darüber, dass sein Allgemeinzustand durchaus gut war. In der Kropfkapsel bluteten einige Gefässchen. Entsprechend dem linken oberen Horn wurde ein walnussgrosser Knoten belassen und unterhalb desselben der Kropf mittelst Messer abgelöst. Auffällig war die brüchige Be- schaffenheit der speckig aussehenden Schnittfläche. Die Nähte, welche angelegt wurden, um die Schnittfläche in sich selbst zu vernähen, schnitten durch; zum Glück lag in Anbetracht der minimalen Blutung auch keine dringliche Indi- cation vor, die Durchführung der Nähte zu forciren. Nach provisorischer lockerer Ausfüllung der Wunde mittelst Tupfern, wird ein Glasdrain und ein kleines Vioformgaze-Strcifchen eingelegt und hierauf die Hautwunde geschlossen. Der Wundverlauf war reactionslos. Da das zurückgebliebene Stück Kropf recht kleiu ausgefallen war, wurde prophylactisch in den nächsten Tagen täglich zwei Thyreoidea-Tabletten verabreicht. Nach 2 Tagen verliess Pat. das Bett. Durch Verabreichung von 1 g Diuretin täglich wurde die Diurese eine normale, so dass nach 10 Tagen die Oedeme ganz geschwunden und der Serumalbumen-Gehalt des Harnes auf o1/4 °/oo Essbach gesunken war. Im Harne fanden sich massenhafte Wacbscylinder. In der dritten Woche post operationem trat Schwäche und Unwohlsein ein, und eines Tages stellte sich, während der Pat. bei einem Verbandwechsel am Krankenzimmer assistirte (er hielt ein Bein), ein spastischer Krampf der haltenden Hand ein, welche längere Zeit in typischer Geburtshelferstellung verblieb. Erst nach 4 Minuten Hess der Spasmus wieder allmählich nach. Pat. konute oft den Anfall auslösen, indem er eiuen Gegenstand krampfhaft festhielt; der Krampf trat z. B. während des Apfelschälens, Bleistiftspitzens etc. auf. Auch in den Beinen stellten sich ganz ähnliche, schmerzhafte Krämpfe ein. Es war weder das Trousseairsche noch das Chvostek’sche Symptom nachweisbar. Trotzdem mussten die Krämpfe als Folgen des Schilddrüsenausfalles aufgefasst werden. Die Krämpfe traten bei fortgesetztem Thyreoidea-Tabletten-Gebrauch seltener auf, und schwanden bald vollkommen. Pat. fühlte sich sowohl, dass er nicht zu einem längeren Aufenthalt im Spital zu bewegen war, sondern 24 Tage post operat. die Klinik verliess. Halswunde war geheilt, Athmung frei, Ascites wesentlich geringer, kein Anasarca mehr, die Bronchitis verbessert. Herzbefund unverändert. Zehn Tage später stellte er sich wieder in gutem Befinden vor.