Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts.

  • Trendelenburg, Friedrich, 1844-1924.
Date:
1886-1913
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Credit: Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts. Source: Wellcome Collection.

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    Wir können das fötale Gesicht in Bezug auf die Entwicklungsstörungen ohne ZAvang in zwei Bezii-ke eintheilen, von denen der erste den Stirnfortsatz, der zweite den ersten Schlundbogen zum Centrum hat. In das Bereich des ersten Störungsbezirkes gehören die ver- schiedenen Formen der Lippen- und Gaumenspalte, die Nasen- spalten und die schräge Gesichtsspalte, in das Bereich des zwei- ten die quere Gesichtsspalte, die Medianspalte der Unterlippe und der Zunge, die Difformitäten des Ohres und die des Unterkiefers. a) Entwicklungsstörungen im Bezirk des Stirnfortsatzes. §. 3. Wir betrachten zunächst die erste Gruppe und beginnen mit der allerhäufigsten congenitalen Spaltbildung im Gesicht, der so- genannten Hasenscharte und dem Wolfsrachen, d. h. derjenigen Spaltbildung, welche auf mangelhafte oder ganz ausgebliebene Ver- schmelzung zwischen den Oberkieferfortsätzen und dem mittleren Stirnfortsatz und zwischen den Oberkieferfortsätzen unter sich zurück- zufühi-en ist ^). Entsprechend den anatomischen Verhältnissen liegt die Spalte vertikal, seitlich von der Sagittalebene, mit Ausnahme der Spalte des weichen Gaumens, die in die Sagittalebene fällt. Bleibt die Verschmelzung zu beiden Seiten des mittleren Stiru- fortsatzes und in der ganzen Tiefe desselben aus, so resultirt der schlimmste Grad der Spaltbildung, die doppelte totale Lippen- und Gaumenspalte. Von dieser schlimmsten Form bis zurück zum kaum bemerkbaren Einkniff am Lippensaum und der Theüung der Uvula in zwei Zipfel giebt es eine Menge von Variationen, die aber alle nur sfraduell voneinander verschieden sind. Um diese verschiedenen Varia- tionen verstehen und richtig bezeichnen zu können, muss man die complicirten Formen in ihre einzelnen Bestandtheile zerlegen und also unterscheiden: 1. Spaltung der Oberlippe und zwar a) partielle, b) totale. 2. Spaltung des Alveolarbogeus. 3. Spaltung des harten Gaumens. 4. Spaltung des weichen Gaumens. 5. Spaltung der Uvula. Nr. 1, 2 und 3 können einseitig (links oder rechts) oder doppel- seitig vorkommen, während die Spalte des weichen Gaumens und der Uvula natürlich immer median gelegen ist, da Velum und Uvula durch directe Vereinigung der Gaumenplatten gebildet werden und der Stirn- fortsatz mit der Bildung derselben nichts zu thun hat. §. 4. Die partielle oder unvollständige einseitige Lippen- spalte ist mitunter bloss durch einen vertikalen Einkniff am Rande der Lippe seitlich vom Philtrum angedeutet. Gewöhnlich reicht die Spaltung wenigstens bis zur halben Höhe der Oberlippe, oder sie setzt sich nach oben bis in die Nähe des Nasenlochs fort, schUesslich bleibt ') Ueber die abweichende Ansicht von Albrecht s. u.