Arzt und Leibesübungen in Mittelalter und Renaissance / von Walter Artelt.

  • Artelt, Walter, 1906-
Date:
1931
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Credit: Arzt und Leibesübungen in Mittelalter und Renaissance / von Walter Artelt. Source: Wellcome Collection.

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    die Kenntnis griechischer Ärzte von der Körperübung, zu¬ nächst durch die Vermittelung Constantins von Afrika, an das Abendland weitergegeben. Von nun an konnte kein Autor, der sich systematisch-theoretisch mit der Medizin befaßte, an ihnen vorübergehen. Bis weit hinein in die Neu¬ zeit blieb dieser Teil des arabischen Systems der Medizin lebendig und damit zugleich in fast unveränderter Gestalt die antike Diätetik der Leibesübungen. Denn mit dieser systematischen Eingliederung in das Ganze der Medizin übernahm das Abendland eine einheitliche, feste Summe hippokratischer und galenischer Doktrinen über medizinische Theorie und Praxis der Leibesübung, teils in wörtlicher Über¬ tragung, teils in arabischer Überarbeitung. So erklärt es sich, daß wir in den verschiedenen Literaturgattungen der Medizin des späteren Mittelalters immer wieder demselben Material über die Übung des Körpers in ähnlicher oder gleicher Fassung begegnen; im Speculum introductionum medi- cinalium des Arnald von Villanova (f 1311) wie in den Concordancen — etwa denen des Johannes de Sancto Amando (13. Jh.) oder des Petrus de Sancto Floro (14. Jh.), in dem Conciliator des Petrus von Abano (f 1315) wie in den späteren „Zusammenfassungen des Wissens der schola¬ stischen Medizin“, etwa in der des Michele Savonarola (15. Jh.), sowie in den Gesundheitsregimenten*. Es gibt in dieser Literatur kaum einen Satz über die Leibesübung, der sich nicht bei näherer Untersuchung unmittelbar als antikes Gut oder als dessen arabische Umformung erweisen läßt. Die Darstellung bewegt sich zwischen zwei extremen Typen: einer sehr starken Systematisierung und Schemati¬ sierung des Stoffes in Anlehnung an die Constantinische Übersetzung des Theorica des Ali Abbas, die Isagoge des Joannitius (= Hunain ibn Is-Häq) und den Colliget des Averroes einerseits, und einer homogenen Form der Er¬ örterung der verschiedenen Gesichtspunkte in engerer An¬ lehnung an Avicenna, wie wir sie vor allem in den für Laien bestimmten regimina finden, andererseits. Da diesen verschiedenen Arten der Behandlung immer der gleiche Stoff zugrunde liegt, läßt sich das Material un¬ schwer als ein Ganzes behandeln. Der Begriff der Leibesübungen ist, im Gegensatz zur Zeit vor Constantinus Africanus einheitlich durch den Terminus „exercitium“ gegeben. ,,Motus“ und ,,labor“ werden nur noch ausnahmsweise in gleicher Bedeutung gebraucht und von einigen, wie Petrus de Sancto Floro und Petrus von Abano mit galenischen Definitionen als Synonyma für exercitium ausdrücklich abgelehnt. Einheitlich ist auch die * Freilich behandeln viele der regimina sanitatis die Leibesübungen nur andeutungs¬ weise, wie das von SALERNO, oder mit wenigen Worten, wie die apokryphen Ge¬ sundheitsregeln des ARISTOTELES für Alexander den Großen, das Vorbild der meisten regimina des Abendlandes.