Fingergymnastik / von Otto Thilo.

  • Thilo, Otto.
Date:
[between 1890 and 1899?]
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Credit: Fingergymnastik / von Otto Thilo. Source: Wellcome Collection.

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    Fig. 2 zeigt das Fingerstrecken mit Wider¬ stand. Der in Fig. 1 abgebildete wellen¬ förmige Drabtbügel (ich nenne ihn „Kamm“) ist entfernt und das Drahtgestell so umge¬ dreht, dass der in Fig. 1 beim Ellenbogen befindliche Theil des Gestelles unter die Hobl- hand zu liegen kommt. Die Schnur wird nicht über diesen Theil unter der Hohlhand gezogen, sondern über einen Drahtstab, der hinter demselben in der Nähe der Tischkante gelegen ist. Oberhalb dieses Drahtstabes befindet sich ein zweiter Drahtstab, welcher verhütet, dass der hier aufliegende Arm das Ziehen der Schnur be¬ hindere Das Strecken des Handgelenkes wird be¬ werkstelligt, wenn man die Hand etwas weiter verschiebt, als es in Fig. 2 dargestellt ist und die Schlinge der Schnur um drei Finger legt. Fig. 3 stellt das Fingerspreizen dar. Das Drahtgestell liegt wie bei Fig. 1 (Fingerbeugen). i Fig. 3. Zum Schliessen der Finger braucht man die Schnüre nur 30 zu legen, dass sie einander nicht kreuzen, also so, dass die eine Schnur nach rechts, die andere nach links verläuft. Seitliche Bewegungen der ganzen Hand mit Widerstand führt man mit einem Eimer aus. Die Schnur des einen Eimers wird um drei Finger geschlungen und über einen seitlichen Drahtstab geführt, wie in Fig. 3. Man zieht z. B. zuerst von rechts nach links, legt hierauf den Eimer über den links gelegenen Drahtstab und zieht von links nach rechts. Diese Uebung eignet sich auch sehr als Vorübung für die Bogenführung beim Violin- spiel, wie sie heutzutage verlangt wird.*) Bei der Verwendung all’ dieser Uebungen ist selbstverständlich auf die grosse Ver¬ schiedenheit der Hände zu achten. Z. B. schlaffe Hände mit übermässig biegsamen Fingern beanspruchen Uebungen, die eine all¬ gemeine Kräftigung und Festigung der Hand bewirken, während feste, ungelenke Hände Uebungen erfordern, welche die Biegsamkeit und Spannfähigkeit der Finger entwickeln. Ich gebe daher hier einige Uebungsrecepte, welche ich nach meinen physiologischen und anatomischen Kenntnissen und Beobachtungen *) Vergl. u. A: Emil Kross: Die Kunst der Bogenführung. Iieilbron, C. F. Schmidt. an den verschiedensten gesunden und kranken Händen zusammenstellte. Auch habe ich alle Uebungen häufig mit meinen eigenen klavier¬ spielenden Händen ausgeführt. Selbstverständlich können diese Recepte nur eine sehr allgemeine Richtschnur geben. Der erfahrene Lehrer wird aber leicht nach ihnen das für den einzelnen Schüler Passende finden und auch geübte Klavierspieler werden sich einzelne Uebungen heraussuchen, um ge¬ wisse Ungleichheiten in der Geläufigkeit ihrer Finger zu beseitigen, z. B. Unselbstständig¬ keit des 4. Fingers, ungenügende Spannfähig¬ keit u. s. w. Stets aber vermeide man die Ueberanstrengung. Nur ein stufenweises Fort¬ schreiten führt schnell zum Ziel, wie das schon Breslaur durch Wort und That in seiner Methodik und Klavierschule bewiesen hat. Das Fingerbeugen (Fig. 1) ist bei schlaffen kraftlosen Händen folgender- maassen vorzunehmen: Die Schnur eines Eimers wird um die Spitze des ersten und zweiten Fingers ge¬ schlungen, da man viel Zeit spart, wenn zwei Finger zugleich geübt werden. Belastung des Eimers für ein lOjähriges Kind etwa 150 Gramm. Wenn langsam gezogen wird, so tritt in etwa 2 Minuten Ermüdung ein. Hierauf Umschlingung des vierten und fünften Fin-