Ein eigenartiges Symptomenbild des Magencarcinoms, zugleich Beitrag zur Frage der Atonie des Oseophagus ... / von R. Schütz.

  • Schütz, R.
Date:
[1900?]
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Credit: Ein eigenartiges Symptomenbild des Magencarcinoms, zugleich Beitrag zur Frage der Atonie des Oseophagus ... / von R. Schütz. Source: Wellcome Collection.

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    auf Selbsttäuschung beruhende Annahme des Kranken, Festes nicht mehr schlucken zu können, zusammen mit dem schmerzhaften Druck, der beim Schlucken fester Nahrung nach Rosenheim’s Beobachtung eine geradezu unerträgliche Höhe erreichen kann — diese Factoren veranlassen die Patienten, nur noch flüssige Nahrung zu nehmen. Denn je dünnflüssiger die Schluckmasse ist, desto geringer braucht der Kräfteaufwand von seiten der unteren Oesophagusmuskulatur zu sein, um jene in den Magen zu befördern, desto geringer sind Reiz- und Schmerzerscheinungen von Seiten des Oesophagus. Mit diesen Beschwerden der Patienten contrastirt sehr auffällig der objective Befund, indem 1. in reinen, nicht durch hohe Reflex¬ erregbarkeit des Oesophagus oder Cardiospasmus complicirten Fällen einfacher Atonie — nicht Paralyse — trotz aller subjectiven Stenose¬ erscheinungen keine Regurgitation von Speisen erfolgt. Noch frappanter ist 2. das Missverhältniss zwischen den hochgradi¬ gen Stenosebeschwerden und dem absolut negativen Er- gebniss der Sondirung, die mit weichen und festen Sonden ohne alle Schwierigkeit gelingt. Wie Sie sahen, war dieser zweifache objective Befund auch bei unserer Kranken vorhanden, und der fast völlige Mangel der Regurgi¬ tation hätte uns auf das Fehlen einer Stenose aufmerksam machen können. Allein die Erkennung dieses' Merkmals begegnete der Schwie¬ rigkeit, dass die Patientin zur Zeit unserer Beobachtung, soweit ich mich erinnere, sich ausschliesslich mit flüssiger und dünnbreiiger Kost ernährte, so dass die mangelnde Regurgitation nichts Befremdliches hatte. Es ist nicht ohne Interesse, das von Rosen heim aufgestellte Krankheitsbild durch die Section bestätigt zu sehen, wenn auch Rosen¬ ile im andere, chronische, auf neuropathischer Basis oder aus anderen Gründen entstandene Formen der Atonie im Auge gehabt hat. Es liegt mir fern, diesen vereinzelten Fall differentialdiagnostisch zur Unterscheidung gewisser Carcinome des Magens von denen des Oesophagus verwerthen zu wollen. Wäre uns die Palpation nicht durch die Spannung der Bauchdecken unmöglich gemacht worden, so wären wir wohl über das Bestehen des Magencarcinoms nicht im Zweifel geblieben, wenn möglicherweise auch der Befund des kurzen, senkrecht stehenden Magens Schwierigkeiten gemacht hätte. Wenn also auch dieser Fall allgemeinere diagnostische Bedeutung nicht beanspruchen darf, so hielt ich seine Mittheilung doch für ge¬ rechtfertigt bei seiner Merkwürdigkeit und in Anbetracht der Rolle, die dem sonst bei Pyloruscarcinom ganz unbetheiligten Oesophagus hier für das Symptomenbild zukam. Noch die Bemerkung gestatten Sie mir, dass es bei Kenntniss der anatomischen Verhältnisse vielleicht möglich gewesen wäre, mit ent¬ sprechender Sonde bis in den Pylorus zu gelangen und so die Patientin ausgiebiger zu ernähren. In dieser Beziehung verdient die Mittheilung c es Herrn Collegen Niehaus Erwähnung, dass er in einer Entfernung von oQ cm, als die Sonde unzweifelhaft die Cardia passirt hatte, ein eut iches, wenn auch geringes Wiederstandsgefühl hatte und seiner bei der Section gewonnenen Ansicht nach bis in die Nähe des Pylorus gelangt sein muss. Druck von G. Bernstein in Berlin.