Ueber acute Alkoholvergiftung im Kindesalter / von Dr. Korn.

  • Korn, Dr.
Date:
1897
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Credit: Ueber acute Alkoholvergiftung im Kindesalter / von Dr. Korn. Source: Wellcome Collection.

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    häuten recidivirend zu Tage und machte sich in Convulsionen, welche unter Aufhe- bung des Bewusstseins fast nur die Muscu- latur des Kopfes ergriffen hatten, fünf Tage lang geltend. Bei sorgfältiger Pflege und strengster Schonung des kleinen Pat. gelang es endlich, auch diese Störungen zu beseitigen und die dauernde Genesung herbeizuführen. Nachdem so das Krankheitsbild sich Tor unsern Augen abgerollt hat, sei es mir ge- stattet, über den pathologisch-anatomischen Befund bei der acuten Alkoholvergiftung, sowie über einige, in der Litteratur bekannt gewordene, dem meinigen ähnliche Fälle etwas zu bemerken. Die von den Autoren hauptsächlich hervorgehobenen Leichenerscheinungen sind Hyperämie des Gehirns und seiner Häute, Hyperämie der Lungen und des Magens, Fettdegeneration und Anschwellung derLeber, Schlaffheit und nicht selten Fettdegeneration des Herzens, dabei dunkle Beschaffenheit, mitunter schwere Coagulirbarkeit des Blutes^). HankeH)führt in einemSectionsprotokoll über ein an acuter Alkoholintoxication ge- storbenes Kind ebenfalls als wesentlichste Leichenerscheinung, neben der fettigen Dege- neration und auffälligen Vergrösserung der Leber, den ausserordentlichen Blutreichthum des Gehirns an. Es heisst am angeführten Ort: „Die ganze Schnittfläche des Gehirns war schwach röthlich gefärbt und zeigte zahlreiche Blutpunkte, und die graue Substanz hatte ein fast rehfarbenes Aussehen, was im kleinen Gehirn noch deutlicher zu sehen war. Auch waren die Gefässe der Pia mater besonders in den hinteren Theilen stark in- jicirt, während die harte Hirnhaut und die Schädeldecke keine auffällige Hyperämie zeigten. Die Jugularvenen waren stark ge- füllt.“ Schlockow®) giebt als Sectionsbefund an: Alkoholgeruch im Magen und Gehirn, Hyperämien der Meningen und auch schon der Kopfhaut. Das Blut ist dunkel und dünnflüssig. Diesem anatomischen Substrat entsprechen die intra vitam zu beobachtenden Erscheinun- gen: Nach den Rauschsymptomen das De- pressionsstadium mit Bewusstlosigkeit, Athem- noth, Cyanose und Convulsionen. Allerdings kommt nicht stets der ganze Symptomen- complex zur Geltung. So wird von einer Seydel. D<;r Tod durch Alkoholmissbrauch und sein forensischer Nachweis. Vierteljahrschril't für gerichtliche Medicin. (Eulenberg) Band XLVllI 1888, S. 431. *) Hankel. Gerichtsärztliche Beobachtungen. Vicrteljahrsschrift für gerichtliche Medicin. (Eulen- berg) XXXVIII. Band 1883, S. 15. Alkoholintoxication bei einem 2^/2jährigen Kinde von Chaumier®) berichtet: Das Kind habe aus Versehen etwa ‘/g Wasserglas Brannt- wein zu trinken bekommen. Bald darauf sei nach einem Stadium hochgradiger Auf- regung Coma eingetreten. Durch Kitzeln des Schlundes sei Erbrechen bewirkt. Die erbrochene Flüssigkeit habe starknach Brannt- wein gerochen. Das Kind sei dann künst- lich erwärmt, ohne dass es dabei wieder zum Bewusstsein gekommen sei. Allmählich sei jedoch die Athmung tiefer geworden und am anderen Tage völlige Genesung eingetreten. In diesem Falle ist es also trotz der an- scheinend sehr grossen Menge Branntwein garnicht zu Convulsionen gekommen. Hönerkopff^) berichtet folgenden Fall: Ein Arbeiter hatte Morgens 7 Uhr seinen 3'/2jährigen Sohn beim Frühstück 2 Esslöffel voll Branntwein trinken lassen. Kurze Zeit nach dem Genüsse stellten sich bei dem Kinde Krämpfe und Bewusstlosigkeit ein. Die Respiration war rasselnd; Gesichtsfarbe bläulichblass; Pupille contrahirt; Zuckungen in den gestreckten Extremitäten; die Daumen w’aren in die Hohlhand eingeschlagen. Der sehr frequente Puls kaum fühlbar. Die Be- sinnung gänzlich aufgehoben. Es wurden kalte üebergiessungen gemacht, während welcher das Kind mehrmals aufschrie, aber bewusstlos blieb. Unter Erscheinungen der Athmungslähmung starb das Kind gegen 9 Uhr Abends. Der von Hankel®) angegebene Fall, dessen Sectionsergebniss weiter oben Er- wähnung gethan ist, betraf ein öjähriges Mädchen, welches Nachmittags 0,1, wahr- scheinlich sogar 0,2 Liter sehr starken Nord- häusers getrunken hatte. Das Kind stürzte sofort nach dem Trinken hin und war be- wusstlos, brac.h dann 3 bis 4mal. Von son- stigen Symptomen wird nur die andauernde Bewusstlosigkeit, Bewegungsunfähigkeit und starkes Röcheln erwähnt. Am nächstfolgenden Abend 10 Uhr starb das Kind. Ein Arzt w'ar nicht zugezogen gewesen. Von Convul- sionen wird hier nichts berichtet. Seydel®) stellt von acuter Alkoholver- giftung im Kindesalter sieben Fälle zusam- men, und zwar: Hallin: 12jähriger Knabe, der nach dem Genuss von 100 ccm starken Branntweins in ca. 1 Stunde bewusstlos wurde und klo- “I TherapoutischeMonatshefte I. Jahrgang 1887, S. 285. ^) Hönerkopff. Eine Vergiftung durchBrannt- wein. Vierteljabrsschrift für gerichtliche und öffent- liche Medicin (Casper), X. Band (1856). S. 146. 8) 1. c.