Der primäre Trachealkrebs / von R. Oestreich.

  • Oestreich, Richard, 1864-
Date:
[between 1890 and 1899?]
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Credit: Der primäre Trachealkrebs / von R. Oestreich. Source: Wellcome Collection.

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    Basis für die klinische Unterscheidung eines primären Trachealsarcoms von einem primären Trachealcarcinom zu gewinnen. Jedenfalls erscheint es rathsam, wenn eine primäre Neubildung malignen Charakters in der Trachea gefunden wird, zunächst an Krebs zu denken, dessen klinisches Bild ich im Vorhergehenden zu entwickeln versucht habe. Die Diagnose des primären Trachealkrebses ist bisher einige Male mit Sicherheit intra, vitam möglich gewesen und durch die Autopsie be¬ stätigt worden; Schrötter, Fischer, Gerhardt1) haben die genaue locale Diagnose gestellt. Ich füge nun noch einen Fall hinzu, welchen ich zusammen mit Herrn Prof. Krönig in dessen Poliklinik beobachten durfte; Herr Prof. Krönig, welcher mir die Benutzung der Kranken¬ geschichte gestattet hat, hat die Diagnose „primäres Carcinom der Trachea“ intra vitam gestellt, die Section ist infolge der Ungunst äusserer Verhältnisse nicht ausgeführt worden. Frau H., 54 Jahre alt, klagt über Atheinnoth, welche erst seit 3 Wochen bestehen soll. Starke Abmagerung des Gesichts und des übrigen Körpers. Ausgesprochen leidender Ausdruck. Keine Oedeme. Auf der rechten Seite des Halses fühlt man eine harte liaselnussgrosse Lymph- driise. Am Halse sind unterhalb der hyperplastischen weichen Schilddrüse im Jugu- lum mehrere kleinere und grössere harte .Protuberanzen zu fühlen. Supra- und In- fraclaviculargruben beiderseits eingesunken. — Puls 88, massig gefüllt. Herzdämpfung klein, Herztöne rein. Respiration 24, im allgemeinen ruhig, von in- und exspiratorischem Stridor begleitet. Bei tiefer Inspiration ist der Stridor sehr stark. Während der Athmung bewegt sich die linke Seite ein wenig besser als die rechte. Athemgeräusch über beiden Lungen durch das Stenosengeräuch verdeckt. Leber dem Sternum sowie im Interscapularraum keine Dämpfung. Keine Schmerzempfindlichkeit der Wirbelknochen. Schleimhaut des Rachens blass. Kehlkopf blass, sonst unverändert. Stimm¬ bänder beide grau; Adductoren und Abductoren functioniren normal. Unterhalb der Glottis beobachtet man etwa vom 3. oder 4. Trachealringe an auf der Vorderfläche der Trachea eine stark geröthete und gewulstete Par¬ tie, die sich mehrere Centimeter nach abwärts zu erstrecken scheint und in deren Centrum sich eine spaltförmige Oeffnung befindet. Die Ränder des Spaltes sind zum Theil zerklüftet und mit Schleim be¬ deckt, zum Theil haemorrhagisch infiltrirt. Die Sondirung der Speiseröhre gelingt leicht; das Schlingen fester und flüssiger Nahrung geschieht gut, Schmerzen bestehen dabei nicht. Milz nicht palpabel, ihre Percussion ergiebt eine verkleinerte Dämpfung. Leber zeigt keine Abweichung; ihre Oberfläche ist glatt. Urin frei von Eiweiss. Wegen der zunehmenden Dyspnoe musste die Tracheotomie vorge¬ nommen werden. Durch die Tracheotomiewunde hindurch konnte dei tastende Finger in der Richtung nach unten, etwa in der 1) In dem halle Gerhardt’s traten, was bisher in keinem der anderen Fälle beobachtet voiden ist, heilige Schmerzen in den Beinen und Hüften auf, deren Ent¬ stehung durch die Section nicht erklärt wurde.