Die Tuberkulose (Schwindsucht) und deren Bekämpfung : nach den Anschauungen eines praktischen Arztes / von Dr. med. B. Dobczynski.

  • Dobczynski, Bernhard, 1861-
Date:
1899
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Credit: Die Tuberkulose (Schwindsucht) und deren Bekämpfung : nach den Anschauungen eines praktischen Arztes / von Dr. med. B. Dobczynski. Source: Wellcome Collection.

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    sammeln Gelegenheit gehabt. Nicht sprechen will und kann ich darnach über pathologisch-anatomische Befunde, über bakteriologische Forschungen, über die Erfahrungen in den Heilstätten und dort, wo meine Betrachtungen diese Teilgebiete berühren, will ich mich bemühen, solches stets mit der nötigen Reserve zu thun. Erwähnen möchte ich ausserdem, dass ich im wesentlichen nur die Tuberkulose der Lungen oder vom Laien sogen. Schwindsucht in den Kreis meiner Betrachtung zu ziehen gedenke. Es ist ganz selbstverständlich, dass man jedesmal, ob man einen einzelnen Krankheitsfall behandeln, oder ob man eine Epidemie be- kämpfen will, sich über die Ursache und das Wesen der Krankheit ein möglichst klares Bild gemacht haben muss. Ohne dem sollte es einem wohl schwer fallen, die etwa getroffenen Massnahmen vor andern und vor allem vor sich selbst zu vertreten. Schon aus diesem Grunde muss ich meinen kleinen Beitrag mit einer kurzen Auseinandersetzung meiner Anschauungen über die Ursache der Tuberkulose beginnen. Und wenn ich nun zunächst sage: „Ich halte den Tuberkelbazillus für den Erreger der Tuberkulose, den Träger der Krankheit, für das unbedingte Etwas, ohne welches es für mich eine Tuberkulose nicht giebt, so bin ich zwar überzeugt, dass so Mancher denken wird: „Das ist mir gerade Nichts Neues. Allein ob es etwas Neues ist oder nicht, ob es gefällt oder nicht, ob es diesem oder jenem überhaupt erwähnenswert erscheint oder nicht, ich muss es aussprechen: „Für mich ist der Tuberkelbazillus der Erreger der Krankheit; ohne ihn keine Tuberkulose. — Findet man also bei Jemandem, d. h. zunächst in seinem Auswurf, den Tuberkel- bazillus, so leidet er an Tuberkulose!? Nun, in der bei weitem über- grossen Mehrzahl der Fälle wird dieser Schluss gewiss richtig sein. Allein ich möchte doch bemerken, dass er nicht in jedem Falle unbedingt richtig sein muss. Der Tuberkelbazillus ist noch nicht die Krankheit selbst. Ebenso wenig, wie wir den Schluss machen, dass ein Chirurg an Sepsis litte oder an Erysipel, weil beim Kulturversuch aus der Be- rührungsfläche seiner Finger mit dem Nährboden Staphylokokken oder Streptokokken aufgegangen — oder so wenig, wie wir alle Kinder für diphtheriekrank erklären, in deren Mundhöhle Diphtheriebazillen ge- funden, ebensowenig muss jemand tuberkulosekrank sein, weil in seinem Auswurf Tuberkelbazillen gefunden. Er wird es in den allermeisten Fällen sein, ja sogar in einer derartigen Zahl von Fällen, auch selbst wenn der Betreffende nicht nennenswert sich krank fühlt, dass in der Praxis ein derartiger Schluss vielleicht immer als richtig und berechtigt angesehen werden kann. Dass dieser Schluss aber nicht immer und um jeden Preis richtig sein muss, möchte ich doch einmal erwähnt haben. — Und noch eine zweite Bemerkung möchte ich mir bei dieser Gelegenheit