Zur Lehre der Doppelkarzinome der Gallenblase / von Ernst Buchmann.

  • Buchmann, Ernst.
Date:
[1910?]
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Credit: Zur Lehre der Doppelkarzinome der Gallenblase / von Ernst Buchmann. Source: Wellcome Collection.

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    polypös gegen das Lumen vor drängten. In der Gallenblase fanden sich eine Anzahl kleiner, gelber, facettierter Steine. Mikroskopisch konstatierte Mönckeberg folgendes: An Stellen, wo die Wand normale Dicke zeigt, findet sich eine zottige Wucherung der Schleim¬ haut mit diffusen, bald stärkeren, bald schwächeren Rundzellenanhäufungen, bei entzündlich infiltrierter Submukosa und normaler Muskularis und Serosa. Gegen den Tumor hin nimmt die Proliferation der Schleimhaut stark zu. Man sieht Quer- und Längsschnitte von zottigen Wucherungen, bekleidet mit einem hohen Zylinderepithel, ein gefässreiches bindegewebiges Stroma enthaltend. Darin ziemlich reichlich Rundzellen. Gleichzeitig beginnen die Drüsen der Wand in die Submukosa weiter vorzudringen, die Muskularis zu durchbrechen, bis man das Bild des infiltrierenden Adeno¬ karzinoms erhält. An anderen Stellen des Tumors bietet sich durchaus ein anderes Bild. Hier reichen Zapfen, Stränge und Nester von grossen Plattenepithelien mit geringem Stroma zwischen sich, bis an das Lumen der Gallenblase, wo sie ebenfalls polypös vorgewuchert sind, so dass man hier in verschiedenen Richtungen betroffene Exkreszenzen mit typischem nach aussen verhornten Plattenepithel und gefässreichem Stroma an¬ trifft. Die Zapfen und Stränge enthalten vielfach Hornkugeln, in ihnen sind Riffzellen in grosser Menge nachweisbar. Einen eigenartigen Anblick bieten Stellen dar, wo sich beide Tumor¬ formen berühren. Es hat hier ein Ineinandergreifen beider Tumoren in der Weise stattgefunden, dass man einerseits mitten in einem erweiterten Drüsenlumen typische Kankroidperlen, andererseits in Haufen grosser platter Zellen komprimierte Schläuche des Adenokarzinoms antrifft. Soweit Möncheberg. Es handelt sich also um eine Kombina¬ tion von Adenokarzinom und Kankroid der Gallenblase. Wenige Tage nach der Operation starb die Patientin. Die Sektion ergab als direkte Todesursache eine Embolie beider Lungenarterien. In zwei, bei der Sektion gewonnenen Lymphdrüsen vom Hilus der Leber fanden sich Metastasen, und zwar beide Tumoren nebeneinander und scharf getrennt. Möncheberg kommt auf Grund des mikroskopischen Bildes sowie des Bildes der Metastasen zum Schlüsse, dass das Kan¬ kroid aus einer durch Metaplasie entstandenen Plattenepithel¬ insel hervorgegangen sei. Gerade der Befund doppelter Metastasen wird von Möncheberg zum Beweise, dass eine doppelte Tumorbildung vorliege, heran¬ gezogen. Für die Diagnose doppelter maligner Tumoren fordert Billroth den Nachweis, dass jeder Tumor seine eigenen Metastasen mache und dass die Struktur beider Tumoren eine verschiedene sei. Beide Forderungen sind in vorliegendem Falle erfüllt.