Lehrbuch der Nervenkrankheiten : für Ärzte und Studierende / von H. Oppenheim.

Date:
1908
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Credit: Lehrbuch der Nervenkrankheiten : für Ärzte und Studierende / von H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.

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    Syphilis. Des weiteren gilt es, zu ermitteln, ob Alkoholismus vorliegt, oder ob das Individuum zu irgendeiner Zeit dem abusus spirit. gehuldigt hat. Dem mißbräuchlichen Genuß anderer Gifte (Morphium, Kokain, Chloralhydrat) hat die Exploration ebenfalls Rechnung zu tragen. So kann die Beschäftigung, der Beruf Gelegenheit zur Aufnahme von Giften geben, und ist es von größter Bedeutung, festzustellen, ob der Patient auf diesem oder einem andern Wege mit Blei, Arsenik, Queck- silber, Kupfer, Messing, Schwefelkohlenstoff etc. in dauernde Berührung gekommen ist. Auf etwaige Anomalien des Geschlechtslebens: Masturbation, perverse Triebe hat der Arzt sein Augenmerk ebenfalls zu richten. Bei der hervorragenden Eolle, welche Verletzungen, geistige Überanstrengung und besonders seelische Erregungen in der Ätiologie der Nervenkrankheiten spielen, ist diesen Faktoren große Be- achtung zu schenken. Die Berücksichtigung des Seelenlebens, alles dessen, was auf das Gemüt des Kranken eingewirkt hat, ist in sehr vielen Fällen der sicherste Weg zur Erforschung des bestehenden Leidens. Sind diese Vorfragen erledigt, so ist der Entstehung der Krankheit und den subjektiven Beschwerden aufs gründlichste nachzuforschen. In dieser Beziehung verdient der Umstand beachtet zu werden, daß ein großer Teil der Nervenkrankheiten sich durch eine etappenmäßige Ent- wicklung auszeichnet, derart, daß die einzelnen Phasen durch Intervalle von oft recht langer Dauer getrennt sind. Der Kranke weiß nichts von dem Zusammenhang, er weiß, daß er früher einmal äugen- oder magen- leidend etc. gewesen; daß diese Zustände aber eine innige Beziehung zu dem derzeitigen Nervenleiden haben, diese Tatsache ist ihm nicht bekannt, und so gibt er nur auf besonderes Befragen über sie Auskunft. Man mache es sich zur Regel, den subjektiven Beschwerden die Aufmerksamkeit im vollsten Maße zu widmen. Ein Lungenleiden, ein Herzleiden läßt sich meistens durch die objektive Untersuchung und zu- weilen selbst ohne jede Berücksichtigung der subjektiven Empfindungen diagnostizieren. Der Nervenarzt hat es oft genug ausschließlich mit dem krankhaften Empfinden und Denken zu tun, während die physikalischen Prüfungsmethoden ihn im Stiche lassen. Da heißt es denn, aufs ge- naueste zu bestimmen, was der Kranke fühlt, welche Empfindungen ihn belästigen, welche Erscheinungen er selbst an sich wahrgenommen hat. Hier ist oft Zeit und Geduld erforderlich — aber auch nur diese führen zum Ziel. Die objektive Untersuchung. Es ist selbstverständlich, daß eine Untersuchung, welche sich aus- schließlich auf die Funktionen des Nervensystems bezieht, eine unvoll- kommene ist. Der Gefahr, in diesen Fehler zu verfallen, ist der Spezial- arzt besonders ausgesetzt, und er soll es sich deshalb zur Regel machen, der Prüfung des Nervenapparates eine allgemeine Körperuntersuchung vorauszuschicken oder ihr folgen zu lassen. Die Vernachlässigung dieses Prinzips straft sich schwer. Die Betrachtung des Kranken während Erhebung der Anamnese kann schon zu wertvollen Ergebnissen führen. Der Gesichtsausdruck