Ueber die Ossifikation der Sehnen : Vorläufige Mittheilung / von Dr. Leonard Landois.

  • Landois, L. (Leonard), 1837-1902.
Date:
[1865]
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Credit: Ueber die Ossifikation der Sehnen : Vorläufige Mittheilung / von Dr. Leonard Landois. Source: Wellcome Collection.

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    Verknöcherungsgränze hin macht sich nun in erster Linie eine Pro- liferation dieses Zellenfachwerkes bemerkbar. Auf dem Längsschnitt sieht man die ursprünglich einzeln liegenden Zellkerne sich zu ganzen Reihen vermehren, sich vergrössern und durch dichte Anein- anderlagerung aus der gestreckt spindelförmigen in eine mehr com- pakte, selbst würfelförmige Gestalt übergehen. An den breitestea Stellen des Fachwerkes, vornehmlich den Knotenpunkten können sich selbst mehre Kernreihen neben einander bilden. Im Innern der Kerne erblickt man mitunter einen kernchenartigen Körper, oft auch Fetttröpfchen, namentlich an Stellen der bedeutendsten Wucherung, Lieberkühn erklärt diese Kerne für knorpelähnliche Zellen, die nicht mit den ursprünglichen Bindegewebszellen identisch seien und die Protoplasmaschichten für Intercellularsubstanz, worin ich mit ihm nicht übereinstimmen kann. Auf dem Querschnitt erkennt man, dass die Zellkörper selbst ebenfalls an der Vermehrung Theil nahmen, indem sie die Fibrillenstränge mit neuen Fachwänden durchschossen haben, wodurch die Sehne im Ganzen feinfaseriger erscheint. Quer- schnitte wie oben behandelt liefern zierliche Ansichten der Zellen- netze mit deutlichen Kernen. So ist die Sehne für die Verknöcherung vorbereitet. Ein, wahrscheinlich von den Zellen geliefertes erhärten- des Sekret durchdringt zuerst die Faserzüge und schliesst sie eng ein, und weiterhin von den Zellkörpern soviel, dass nur noch mit Ausläufern versehene keinhaltige hüllenlose Zellennetze als ächte Knochenkörper zurückbleiben. Zugleich aber kommt es an Stellen der reichlichsten Zellproliferation in der erhärtenden Substanz zu Hohlraumbildung durch Einschmelzung benachbarter Theile, in denen ein Theil der Zellen selbst sich zu den histologischen Elementen des Marks mit Gefässen und Fettzellen umgestalten. So kommt eine Rarefaktion der Harttheile der Sehne zu Stande, die schliesslich da- durch wieder gehoben wird, dass an den Wänden der gebildeten Markräume sich neue exquisite Knochenniasse lamellenartig ablagert, wobei die wandständigen, noch mit Ausläufern zusammenhängenden Zellen als Osteoblasten fungiren und in die an den Wänden sich ab- setzende Grundsubstanz als Knochenkörper eingeschlossen werden, während die central gelegenen Elemente als Mark persistiren. — Das Genauere über diesen Gegenstand mit Berücksichtigung der An- sichten der Autoren auf diesem Gebiete wird vorbehalten. Greifswald, am 3. Juh 1865. Sep.-Aibdr. a. d, Centralblatt f. d. med Wissensch. 1865. No. 32, Druck von H. S. Hermann in Berlin.