Geschichte der Methodik der künstlichen Säuglingsernährung nach medizin-, kultur- und kunstgeschichtlichen Studien / [Hermann Brüning].

  • Brüning, Hermann, 1873-1935.
Date:
1908
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Credit: Geschichte der Methodik der künstlichen Säuglingsernährung nach medizin-, kultur- und kunstgeschichtlichen Studien / [Hermann Brüning]. Source: Wellcome Collection.

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    garstigen alten Weibes angefeuchtet wird, was vor Nutzen wird alsdann das Kind wohl daraus saugen?« Der Gebrauch des Ofentopfwassers zum Anfeuchten der Stöpfel beruhte auf dem in der Liegnitzer Gegend verbreiteten Aberglauben von der Heilsamkeit dieses Wassers für kleine Kinder. Mit welch unhygienischen und ekelerregenden Zuständen aber gerade dieses Verfahren verknüpft war oder, um mit Thebesius selbst zu reden, »was für eine balsamische Kraft in dem Inhalt des Ofen¬ topfes steckte«, wird ohne weiteres verständlich, wenn man hört, daß der Ofentopf aus Kupfer bestand, und daß in seinem Wasser »alle im Hause sich die Hände und sonst vielerlei abwaschen«. Grabenstein, der die bei den Armen gebräuchlichen Schnuller als »Zuckertifs« bezeichnet, schreibt, daß analog dem eigentlichen Schnuller ein in Milch getauchter Finger, oder ein mit Milch ge¬ tränkter Schwamm dem Kinde in den Mund gesteckt werde, um ihm auf diese Weise bei fehlender Mutter- oder Ammenbrust Nahrung zukommen zu lassen. Auf Grund der allenthalben gesammelten Erfahrungen kam es denn dahin, daß sämtliche medizinisch gebildeten Autoren, von der Verwerflichkeit des Schnullers überzeugt, einmütig und ener¬ gisch gegen diese üble Gewohnheit vorgingen, und daß außer den bisher Genannten auch Morgenstern, Harnisch, v. Careno und Marschall immer wieder auf die direkte Schädlichkeit des Verfahrens hinwiesen. Jahn nennt in völliger Uebereinstimmung mit seinem Zeit¬ genossen Frank die Darreichung des Schnullers oder »Rutschers« eine zu allerlei Krankheiten disponierende und darum verwerfliche Methode und schreibt darüber voller Entrüstung: »sie (die Schnuller) sind meine größte Antipathie in den Kinderstuben. Ich kenne für mein Auge nichts Ekelhafteres, als ein Kind an einem daumen¬ dicken Schnuller im Schlafe nutschen zu sehen. Aber nicht bloß ekelhaft, sondern wahrhaft schädlich sind diese häßlichen Dinger. Man riecht schon die Verderbnis, welcher die Ingredienzien in denselben so bald unterworfen sind; man sieht die anhebende Gärung mit Augen; man hört, wie viele Luft die armen Geschöpfe einsaugen. Die Zuller sind eine Quelle zahlreicher und schwer