Uber die funktionelle Prufung des menschlichen Gehororgans : gesammelte Abhandlungen und Vortrage / von Friedrich Bezold.

Date:
1897-1909
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Credit: Uber die funktionelle Prufung des menschlichen Gehororgans : gesammelte Abhandlungen und Vortrage / von Friedrich Bezold. Source: Wellcome Collection.

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    um die von mir zusammengestellte kontinuirliche Tonreihe auf ihre durchgängige Verwerthbarkeit, auch bei den geringsten Hörresten, zu prüfen, habe ich vor einigen Jahren die 79 Insassen des königlichen Central-Taubstummen-Instituts in München durchuntersucht. Wie vollkommen meine Erwartungen bestätigt worden sind, das können Sie mit einem Blick auf die vorliegenden Tafeln überschauen. Dieselben geben in graphischer Darstellung, eingezeichnet in die Ton- skala, die Hörstrecken wieder, welche sich in den Gehörorganen der untersuchten Taubstummen vorgefunden haben, soweit sie überhaupt noch ein Hörvermögen besassen. 48 Gehörorgane erwiesen sich als total taub. Ein Taubstummer war nicht genauer zu prüfen. Die Hörenden habe ich in sechs Gruppen eingetheilt. Die I. Gruppe derselben enthält eine Anzahl von 28 Gehörorganen, welche nurmehr eine „Insel“ besassen, wie wir diese Form von Hörrest bezeichnen können. Die kleinste Insel umfasste nur zwei halbe Töne. Zu den Inseln wurden alle Fälle gerechnet, deren Hörbereich 21/2 Ok- taven nicht überschritt. Die II. Gruppe stellt „Lücken“ verschiedenen Umfangs innerhalb der Kontinuität der Tonskala dar. Ihr gehören 20 Gehörorgane an, und zwar 16 mit einfachen und 4 mit doppelten Lücken. Die III. Gruppe wird nur von einem einzigen in mehrfacher Be- ziehung singulären Fall dargestellt, dem die ganze obere Hälfte der Tonskala fehlt, während er in der unteren Hälfte eine der Norm nahe- stehende Hörfähigkeit aufweist. Die IV. Gruppe (mit 8 Gehörorganen) zeigt verschieden grosse Defekte an der unteren und zugleich an der oberen Grenze. Die V. Gruppe (mit 18 Gehörorganen) bietet ausgedehntere Defekte nur an der unteren Grenze der Tonskala. M. H.! Wenn Sie alle die verschiedenen Defekte dieser fünf Gruppen überschauen, so finden Sie unter ihnen so ziemlich eine jede Möglichkeit von partieller Zerstörung des Perceptionsapparates im Ohre vertreten, sowohl was den verschiedenen Umfang der hörempfindlichen und unempfindlichen Stellen, als was ihre wechselnde Lage innerhalb der Tonskala betrifft. Aus der grossen Häufigkeit und Mannigfaltigkeit dieser partiellen Defekte lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die normale Perception für die einzelnen Theile der Tonskala auf einer weit ausgebreiteten Strecke statt- finden muss. 1896. ') Siehe: „Das Hörvermögen der Taubstummen.“ Wiesbaden, Bergmann