Zur Therapie des Morbus Basedowii / von Berthold Stiller.

  • Stiller, Berthold, 1837-1922.
Date:
1888
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Credit: Zur Therapie des Morbus Basedowii / von Berthold Stiller. Source: Wellcome Collection.

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    25 nur mangelhaft, sondern auch widersprechend. Frankel und Gr epp er t, welche die Untersuchungen von Jour dan et und Paul Bert sorgfältig nachgeprüft luid rektifizirt haben, negiren für eine verdünnte Luft, welche einer Höhe von 1000 Metern entspricht, jede bleil)ende Einwirkung auf die Zirkulation, besonders auf den Blutdruck. H o f m a n n be- spricht in seiner vorzüglichen allgemeinen Therapie den Ein- fluss des Höhenklimas auf Herzkranke und findet in der erhöhten Pulsfrequenz, welche Brehmer als ein Uebungs- moment des Herzens ansieht, durchaus nicht einen kräftigen- den Einfiuss auf dasselbe. Die vermehrte Wasserabgabe^ in der trockeneren und kühleren Bergluft bedeutet nach ihm vermehrte Wärmeproduktion, daher vermehrte Herzarbeit. Als Schonungsmoment für das Herz treten nach ihm nur die tieferen Inspirationen ein, durch welche die Ansaugung des Blutes in den Thorax und daher die Zirkulation in den Lungen befördert wird. Jedenfalls hält er bei eingetretener Inkompensation die Höhenluft für kontraindizirt. Der einzige Waldenburg findet auf Grrund seiner Versuche mit ver- dünnter Luft alle ihre Wirkungen für herzstärkende und empfiehlt daher theoretisch Herzkranken den Aufenhalt in Höhenluft, ohne deutlich auszusprechen, ob auch im Stadium •der Inkompensation. Jedenfalls gilt es unter den praktischen Aerzten als Axiom, dass Herzkranke in diesem Stadium nicht an höhere Orte zu schicken sind. Es fragt sich nun Angesichts meiner mitgetheilten Erfahrungen, ob die Basedow’sche Herzaffektion, trotzdem sie von ihrem nervösen Ursprünge abgelöst ganz das selbständige Bild der Herzerlahmung mit allen ihren Folgen darstellt, doch noch mit einer Nabelschnur an ihrem neuropathischen Boden hänge, und eine Sonderstellung gegen- über anderen ab ovo organischen Herzkrankheiten beanspruche, oder nicht. Wenn ich es in meinem ersten Falle ohne Rückhalt eines Präcedens gewagt habe, eine hydropische Kranke fast in ultimis in hohe Bergluft zu schicken, so bin ich natürlich von dem Standpunkte dieser Sonderstellung der Basedow’schen Herzaffektion, ja des Basedow’schen Hydrops ausgegangen, indem ich mir vorstellte, dass die schon erprobte günstige Wirkung auf die primären Basedow’schen Erscheinungen, hier selbst bei so weit gediehenen Folgen möglicherweise noch zur Geltung kommen könne. Für diese Auffassung spräche auch noch die Wider- spenstigkeit der Basedow’schen Herzsymptome, selbst des Hydrops, gegen die sonst so bewährte Digitalis. Trotzdem möchte ich die ketzerische Frage aufwerfen, ob nicht auch bei anderen Herzkrankheiten im Stadium der Kompensationsstörung Höhenluft mit Erfolg zu versuchen wäre? Um so mehr, da ähnliche Versuche bisher nicht vor- liegen. Vielleicht bedarf es gar nicht des wagenden Experi- ments, sondern nur der passiven Beobachtung; ich meine, dass Aerzte in hohen Stationen an dort wohnenden oder zufällig dort weilenden Herzkranken in dieser Richtung werth- volle Erfahrungen sammeln könnten. Beitrag zur Kemitiiiss der Lepra der Nase, des Bacliens und des Kehlkopfes. Von Dr. HUGO ZWILLIHGER und Dr. VINZENZ LÄUFER, gewesene Assistenzärzte Professor S t o e r k’s in Wien. (Schluss.) J. Renate, 23 Jahre alt( Gouvernante aus Reval, aufgenom- men im Jänner 1887, gibt an, vor zehn Jahren erkrankt zu sein. Die Krankheit begann angeblich mit einem stecknadelkopfgrossen, rothen Flecke an der rechten Fusssohle, darauf seien im Gesichte, und zwar an der rechten Wange drei disseminirt stehende eben- solche Flecke aufgetreten, dann sei der rechte Vorderarm und die rechte Hand erkrankt, auch sind diese Theile jetzt unempfindlich, später sind an den Oberarmen und am Stamme zerstreut stehende Knoten und Flecke aufgetreten, Familie gesund. Pat. gut genährt und stark gebaut. Von der Nasenwurzel ausgehend und sich auf beide Augenbrauenbogen erstreckend, zerstreut stehende, bis klein- erbsengrosse, derbe, bräunlich pigmentirte Knoten. An der etwas verbreitert erscheinenden Nase tiefsitzende glänzende, über das Hautniveau erhabene, knotige Infiltrate, dieselben linkerseits dichter gruppirt und zahlreicher. Die Oberlippe verdickt und mit einer Menge von bis erbsengrossen Erhabenheiten, deren Oberfiäcbe glatt, glänzend und mit Epidermis bedeckt ist, besetzt. Eben solche und grössere knotige Infiltrate an den Streckseiten der Oberextre- mitäten und an den Unterschenkeln. Anästhetische Gebiete, beson- ders an den Vorderarmen vom Ellbogen abwärts, namentlich radialseits und da mehr ausgesprochen, wo die Infiltrate dichter gruppirt sind. März 1887. Die Schleimhaut der Nase, besonders des Sep- tums und der Muscheln, stark geschwellt, mit zu Borken einge- trocknetem Sekrete bedeckt, an der hinteren Pharynxwand einzelne Granula, im Nasenrachenraume grosse Mengen Sekretes vorhanden. Die Epiglottis schlank, deren Farbe blassrosa, am Uebergange des oberen in den linken steü abfallenden Randes zwei beinahe gegen- über stehende erbsengrosse, gelblich-weisse, opake, von der Umgebung scharf abgegrenzte Knoten (einer an der vorderen, der andere an der hinteren Fläche der Epiglottis sitzend), am rechten äusseren Rande des Kehldeckels ein ebenso beschaffener grau-weisser pfeffer- korngrosser Knoten. An der rechten Arytaenoidea ebenfalls ein opaker, wachsglänzender, wie dem Knorpel aufsitzender Knoten. Die Stimmbänder weiss, glatt, glänzend; die übrige, den Kehlkopf auskleidende Schleimhaut kaum etwas verdickt, die Be- wegungen normal, Phonation ungestört. Mai 1887. Septum narium perforirt, der Rand der Perfora- tion mit dichtem knotigem Infiltrate besetzt, die oben beschriebenen beiden am linken Kehldeckelrande befindlichen juxtaponirten Knoten konfluirt, an der Oberfiäche ulzerirt, die beiden anderen Knoten ebenfalls oberfiächlichen Zerfall zeigend. Inter arytaenoideas ein kleinpfefferkorngrosser, so sitzender Knoten, dass dadurch die Pho- nation nicht gestört ist, die Kehlkopfschleimhaut dunkler geröthet, verdickt. September 1887. Die Nase, etwas nach rechts verschoben, zeigt an ihrer Spitze in der Haut zwei ziemlich knapp neben ein- ander stehende Vertiefungen, die von zwei durch den Paquelin zerstör- ten Lepraknoten herrühren, eine ähnliche narbige Einziehung in der Mitte des rechten Nasenfiügelrandes. Die Schleimhaut beider Nasenhöhlen von massenhaftem, zu Krusten eingetrocknetem, eitrigem Sekrete bedeckt. Bevor eine genaue Untersuchung der einzelnen Theile der Nase vorgenommen wurde, mussten wiederholte Injek- tionen von schwachen Chlornatriumlösungen gemaeht werden, wo- durch es möglich wurde, die Krusten und Sekrete theilweise zu entfernen. Das Septum narium im knorpeligen Theile etwa bohnen- gross perforirt, mit Krusten bedeckt, die Umrandung der Perfora- tion von narbiger, zum Theile verdickter und aufgelockerter, an den oberen Partien mit Granulationen versehener Schleimhaut ge- bildet. Der rechte untere Nasengang durch vollständige Atrophie der unteren Muschel mit dem mittleren Nasengange zu einer ge- räumigen Höhle umgewandelt, die Schleimhaut daselbst exulzerirt, granulirt, mit eitrigem Sekrete bedeckt. Durch diese Oeffnung sieht man die granulirte hintere Pharynxwand und bei Schluck- bewegungen die Kontraktion, respektive das koulissenartige Ver- schieben der oberen Gaumenmuskulatur. Die mittlere Muschel, in ihren vorderen Partien dicker, zeigt an ihrer Oberfiäche ebenfalls zahlreiche exulzerirte, mit Granulationen versehene, hie und da eitrige Steilen. Die linke Nasenhöhle zeigt an der Grenze, da, wo die Cutis in die Nasenschleimhaut übergeht, ein etwa quadratcentimeter- grosses, an der Oberfläche exulzerirtes, granulirtes Infiltrat, durch welches der linke Naseneingang verengt und der Einblick in die tieferen Theile dieser Höhle theilweise gehindert wird, das Septum, nach links abgewichen, trägt zu dieser Verengerung bei. Die un- tere und mittlere Nasenmuschel starli atrophisch, nicht ulzerirt, wie granulirt aussehend. In Folge der erwähnten Deviation des Septums nach links die Nasengänge weniger weit als rechts, die hintere Pharynxwand nicht sichtbar. Im Nasopharyngealraume die Schleimhaut stärker injizirt, granulirt, mit eitrigem Sekrete bedeckt, der obere Theil der Choa- nen durehgängig, in dem Raraen derselben sieht man die mit gra- nulirter Schleimhaut bedeckten atrophischen hinteren Theile der mittleren Muscheln. 1*