Einige neue Fälle von Myositis ossificans progressiva / mitgetheilt von Gyula Pintér.

  • Pintér, Gyula.
Date:
[1883?]
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Einige neue Fälle von Myositis ossificans progressiva / mitgetheilt von Gyula Pintér. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    4/21 (page 3)
    2) Krause. Mittheilung aus der Privatpraxis. Marie B. ist 1872 geboren. Beide Eltern sind gesund; auch in den beider- seitigen Familien der Eltern ist keine hereditäre Disposition nachzuweisen, — der Vater leidet zeitweise an Harngries (Harnsäure und harnsaure Salze), ein älterer Bruder der M. B. starb jung an Cholera infantum. Bald nach der Geburt wurden an mehreren Stellen der behaarten Kopfhaut Anschwellungen mit breiter Basis bemerkt, die man für multiple Kephalhämatone hielt (?); sie verschwanden nach einigen Monaten spurlos. Die Dentition begann am Ende des 6. Monats und verlief regelmässig und ohne wesentliche Störung. Tm 4. Lebensjahre trat unter leichten Fieberbewegungen und entsprechenden Störungen des Allgemeinbefindens eine, der Gegend des Muse, cucullar. und der tieferen Musku- latur entsprechende Schwellung ein, die sich rasch in der Flächenrichtung ver- grösserte, nach einigen Wochen geringer wurde, aber eine brettartige Härte der ge- schwellten Theile hinterliess, welche die Scapulae vollständig auf dem Thorax fixirte. Kurze Zeit nachher trat derselbe Process an der entsprechenden Gegend der rechten Seite auf; auch Mm. supra- und infraspinat., sowie die hinteren Partieen des rechten M. delt. wurden in den Process verwickelt. Im 6. Lebensjahre wurde Scarlatina mit nachfolgendem Hydrops ohne Albuminurie glücklich überstanden. In den folgenden Jahren etablirte sich der beschriebene Process am linken M. latiss. dorsi, sowie an dem linken M. bic. brach , auch die kurze Rippenmusculatur (Intercostales) an der vorderen und hinteren Seite des Thorax, sowie einige Zacken des M. serrat. antic. maj. folgten bald nach. Vor 2 Jahren kam die Reihe an den rechten Mylo-hyoid. und Gen.-hyoid., sowie an den vorderen Theil des M. biventer; überall hinterliess der Process brettartige Härte und dem Thorax dornartige Auswüchse mit breiter Basis aufsitzend. Seit einem Jahre ist die Auswärtsrollung des linken Oberschenkels etwas beeinträchtigt, ohne dass man im Stande ist, eine Härte der dem Tastgefühl zugäng- lichen Muskulatur zu fühlen; nur der Tens. fase. lat. fühlt sich etwas hart an. M. B. ist jetzt 11 Jahre alt, 138 Ctm. gross, Brustumfang über die Mamill. ge- messen 62 Ctm. Bleiches Aussehen bei gutem Ernährungszustand; die Theile der Haut, welche die verhärtete Muskulatur decken, haben anscheinend etwas geringeren Panniculus. Brust- und Bauchorgane ohne nachweisbare Anomalien. M. B. ist geistig sehr gut entwickelt; ihre auffallende Schüchternheit und Aengstlichkeit resultirt wohl aus dem geringen Verkehr, den sie von jeher mit anderen Kindern gehabt. Haltung im Ganzen etw'as zusammengedrückt; linke Schulter etwas höher stehend als die rechte; die grösste Convexilät der leichten Kyphose der Brustwirbel liegt am 7. Brustwirbel; leichte Skoliose mit rechtsseitiger Convexität. Das linke Schultergelenk völlig steif; M. deltoid. völlig atrophisch, aber weich; der linke M. bic. brach, stellt einen knochenharten Strang dar, der auch das linke Ellbogengelenk in leichter Beugestellung fixirt; am oberen inneren Schulterblatt- winkel rechterseits ein grosser breitbasiger knöcherner Dorn; zwei andere derselben Art, nur noch grösser, befinden sich unter dem rechten unteren Söhulterblattwinkel; 5. bis 8. Rippe scharf gekrümmt, von vorn nach hinten zusammengedrückt; auch an der vorderen Thoraxfläche zeigen sich einige, jedoch nur sehr flache Exostosen. An allen eben näher bezeichneten Stellen fühlt sich die Muskulatur knochenhart an; namentlich imponirt der linke Latiss. dorsi als kolossale starre Platte. Während die Rippen der oberen Thoraxgegend (1—4) ziemlich ausgiebige respiratorische Excur- sionen machen — wie man an den sich wölbenden Infraclaviculargruben sieht — bilden die unteren eine starre, unnachgiebige Wand. Trotzdem ist die Patientin bis jetzt nicht dyspnoisch gewesen. Die Herzaction ist nicht beschleunigt.