Die Intoxikationsamblyopien / von Otto Bergmeister.

Bergmeister, Otto.

Date:: [1886]

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Credit: Die Intoxikationsamblyopien / von Otto Bergmeister. Source: Wellcome Collection.

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des Augenspiegels änderte sich die Sachlage nicht mit einem Schlage. Die Diagnose der Alkoholamblyopie ist nämlich durchaus keine reine Augenspiegeldiagnose, welche durch einen charak- teristischen Spiegelbefund allein schon erschlossen wird. Es kann vielmehr im Beginne des Leidens bei bereits ausgesprochener Sehschwäche ein nahezu normaler Spiegelbefund vorhanden sein. So kam es auch, dass die Lehre von der Alkohol- und der mit ihr verwandten Tabak Amblyopie nur langsame Fortschritte machte. Erst durch die Ausbildung der verschiedenen Methoden der Funktionsprüfung des Auges , der Sehschärfe-, Licht- und Farbensinnsbestimmung, der Gesichtsfeldmessung u. s. w. gelang es unter Mithilfe der ophthalmoskopischen Untersuchung, das dunkle Gebiet der Amblyopien immer mehr aufzuhellen und die verschiedenen Arten des schwarzen Staares auch anatomisch zu trennen. Heute sind wir auf Grund dieser Errungenschaften in der glücklichen Lage vielfältig schon aus der Art der Functions- störung, aus einzelnen charakteristischen Symptomen Schlüsse auf die Natur und den Sitz der Sehstörung zu ziehen und dem- nach die ophthalmoskopischen Veränderungen von allem Anfange an gleichsam im Werden zu beobachten. Auch in Bezug auf die Alkoholamblyopie gilt das Gesagte im vollsten Masse. Was zunächst die Symptome und den Verlauf derselben betrifft, so kann man eine akute und eine chronische Form der- selben unterscheiden. lieber die akute ist nicht viel zu sagen. Deneffe beobachtete einen solchen ungewöhnlichen Fall von plötzlicher Erblindung bis auf schwache quantitative Licht- empfindung ohne ophthalmoskopischen Befund nach wochenlang fortgesetztem unmässigen Braimtweingenusse bei einem früher nüchternen Individuum, bei welchem auf energische Antiphlogose rasch vollständige Heilung eintrat. Gewöhnlich tritt die Alkoholamblyopie als Theilerscheinung des chronischen Alkoholismus in Folge übermässigen Wein- oder Branntweingenusses auf. Da Säufer nicht selten starke Raucher sind, so müssen häufig Alkohol- und Tabakmissbrauch gleich- zeitig als Ursache bezeichnet werden. Es ist überflüssig zu betonen, dass diese Ambl^^opien fast nur bei Männern, am häufigsten im 40.—50. Lebensjahre beobachtet werden. Zuver- lässige statistische Angaben über das Vorkommen fehlen. Horner verzeichnet nach einer zweijährigen Beobachtungsperiode als Alkohol- und Tabakamblyopien 0 7 Prozent aller in diesem Zeit- räume beobachteten Augenkranken, Galezowski während 10 Jahren unter 36.000 Kranken fast 1 Prozent, eine Ziffer, welche nicht gering erscheint, wenn man bedenkt, dass immer noch viele der unmässigsten Trinker und stärksten Raucher von der Amblyopie nicht befallen werden. Dieser letztere Umstand würde zunächst seine Erklärung darin finden, dass bei toxischen Störungen die individuelle Disposition eine grosse Rolle spielt. Horner legt das Hauptgewicht auf die Herabsetzung der allgemeinen Ernährung durch das Auftreten des chronischen 5*