Geschichte der Geburtshilfe in Wien / von J. Fischer, ...mit einem Vorwort von F. Schauta.

  • Fischer, I. (Isidor), 1868-1943.
Date:
1909
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Credit: Geschichte der Geburtshilfe in Wien / von J. Fischer, ...mit einem Vorwort von F. Schauta. Source: Wellcome Collection.

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    berechtigt gehalten habe, eine Art geburtshilflichen Operations- unterrichtes zu erteilen, aber nicht an Ärzte, sondern an — Chi- rurgen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts endlich, wo man unter dem Einflüsse des Auslandes der Geburtshilfe immer mehr Beachtung zu schenken anfing, gingen zahlreiche Wiener Arzte und Chirurgen ins Ausland, um sich dort prak- tische Ausbildung in der Geburtshilfe zu verschaffen. Namentlich Paris war das Ziel dieser Reisen. Da aber das Hotel Dieu mit seinen 1500—1600 Entbindungen im Jahre Männern überhaupt nicht, am allerwenigsten aber Fremden zugänglich war, mußten sich diese darauf beschränken, bei Hebammen Unterricht zu nehmen, welche in ihren Wohnungen eine Art von Privatkliniken, amphitheätre genannt, eingerichtet hatten. Die Zahl der Ent- bindungen, welche der lernbegierige Arzt bei diesen Hebammen sehen konnte, war naturgemäß eine außerordentlich kleine. Von Paris brachte dann diese Kategorie von Geburtshelfern die dort übliche, oft mörderische Behandlungsart mit scharfen Werkzeugen heim.1) Es ist höchst wahrscheinlich, daß der auch heute noch auf den Tafeln mancher Wiener Arzte übliche Titel „Accoucheur aus dieser Zeit stammt. Unter direktem Hinweis auf die Unterrichtsverhältnisse im Auslande hatte auch die österreichische Regierung ihr Augenmerk darauf gerichtet, wie die Spitäler und Krankenhäuser zur prak- tischen Unterweisung nicht nur „der jungen Doctores, ehe sie ad praxim gelassen werden, sondern auch „der Studiosi Medicinae, der noch nicht genugsam erfahrenen Barbirer- und Badergesellen, ihrer Jungen und Hebammen heranzuziehen wären. Auf eine solche allerhöchste Anregung vom 4. Dezember 1717 beriet die Fakultät am S.Januar 1718 und ihr diesbezüglicher Beschluß2) beweist, daß schon damals ein großer Teil jener Reformen vorgeschlagen wurde, deren Durchführung erst van Swieten vorbehalten sein sollte. Am 10. Januar 1727 erfloß ein neuer- liches Dekret,3) wie „dieser öffentliche Modus curandi et demon- *) S. Zeller, Bemerkungen über einige Gegenstände aus der praktischen Entbindungskunst, Wien 1789, p. 19. 2) Rosas, Kurzgefaßte Geschickte der Wiener Hochschule im allgemeinen und der medizinischen Fakultät derselben insbesondere. Wienl843. Bd.II, p. 231. 3) Suppl. Cod. Austr. Pars IV., p. 411