Ueber Hofrat Nothnagels zweite Hypothese der Darmkolikschmerzen / von K.G. Lennander.

  • Lennander, Karl Gustav, 1857-1908.
Date:
1906
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Credit: Ueber Hofrat Nothnagels zweite Hypothese der Darmkolikschmerzen / von K.G. Lennander. Source: Wellcome Collection.

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    Muskulatur in der Valvula Bauhini beschrieben. Es war in einem Falle von Fistel des Coecum. Die Elektroden wurden durch die Fistel gegen die Schleimhaut der Valvula angebracht; diese hatte vor der Reizung eine intensiv hochrote Farbe, nahm aber, nach dem Grade der Kontraktion in der Darmwand, zuletzt eine weißgelbe Farbe an. Die Darmwand fühlte sich alsdann „bretthart“. Es war nicht eher möglich, einen Finger durch die Valvula Bauhini vom Coecum bis zum Ileum zu pressen, als zum mindesten 10—30 Sekunden verflossen waren, nachdem die Elektroden entfernt waren. Der Patient hatte niemals irgend eine Wahrnehmung dieser Versuche mit faradischer Elektrizität, durch die man eine hochgra- dige, dauernde Kontraktion der Darmmuskulatur, von Anämie im zusammengezogenen Darm stück begleitet, h e r v o r r i e f. Seitdem ich im Mai die obengenannte Arbeit des Hofrat Noth- nagels erhielt, habe ich in zwei Fällen beim Anlegen eines Anus praeternaturalis der Flexura sigmoidea und in einem Fall, wo ich wegen einer chronischen Colitis eine WiTZELSche Fistel am Coecum machte, den Dickdarm durch Elektrizität gereizt und dadurch eine tetanische Kontraktion der Darmmuskulatur mit begleitender Anämie in der Darm wand hervorgerufen. Die drei Patienten haben von diesen Versuchen keine Empfindung gehabt. In einem dieser Fälle reizte ich sowohl das Colon transversum als die Flexura sigmoidea, in einem anderen nur die Flexura sigmoidea und im dritten nur das Coecum. Die Bauchwand war unter lokaler Anästhesie durchgeschnitten worden. Die Patienten hatten V2 Stunde oder länger vor dem Beginn der Operation 1 cg Morphium bekommen. Ein Teil des Colon transversum, S romanum oder Coecum wurde hervorgezogen und außen an die Bauchwand gelegt. Als der Patient erklärt hatte, daß er vollständig schmerzfrei sei, wurden die Elektroden gegen die Darmwand angebracht. Sie bestanden aus 2 Platinafäden, die in demselben Griffe, in einer Entfernung von 8 mm voneinander, befestigt waren. Bald sah man, wie die kleinsten roten Blutgefäße in der Serosa lichter wurden und zuletzt völlig schwanden. Danach erblaßte auch ein Teil der größeren Gefäße. Auf einem Teile der Darmwand entstand vielleicht eine mehrere Millimeter tiefe Ein- senkung, weil gleichzeitig ein oder mehrere Gebiete des Darmes sich erhoben. Die Darmwand wurde für das Gefühl fest, hart wie ein Cancertumor. Die zusammengezogene Darmpartie war blasser als die Umgebung. In keinem Fall ging aus dieser Kontraktion eine typische peristalusche Bewegung hervor. Je nachdem man die Elektroden längs der Darmwand bewegte, zogen sich neue Gebiete des Darmes zusammen. Etlichemal konnte man mit Gewißheit beobachten, daß der ganze Um-