Beitrage zur Pathologie der Thrombose des Sinus cavernosus und zur Pathogenese der Stauungspapille / von Ewald Judeich.

  • Judeich, Ewald.
Date:
1900
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Credit: Beitrage zur Pathologie der Thrombose des Sinus cavernosus und zur Pathogenese der Stauungspapille / von Ewald Judeich. Source: Wellcome Collection.

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    Dura lastet, die Sinus, welche in den derben, ausgespannten Flügelbändern liegen, die miteinander und mit dem Schädel ver- wachsen sind, comprimieren kann, ist unwahrscheinlich. Anderer- seits wieder erfahren die Sinus durch Injectionen auch keine merkliche Ausdehnung. Anders aber liegt die Sache, wenn an circumscripten Stellen ein Druck ausgeübt wird, da dann die Blutsäule, in der ein so geringer Druck herrscht, einfach aus- einanderweicht. Ist bei einer Trepanation der Sinus transversus uneröffhet blos gelegt, so genügt schon ein ganz geringer Finger- druck, ihn zu comprimieren. Dass auch ein Verschluss hervorgerufen werden kann durch eingewucherte Tumormassen oder dadurch, dass diese eine Thrombose bedingt haben, ist klar. Nehmen wir an, es ist ein Verschluss vorhanden. Das Herz wirft dasselbe Quantum an Blut in das Gehirn wie vorher. Das Blut wird daher in einem kleineren Stromgebiet einen Ausweg suchen müssen. Die Hirn- venen sind klappenlos und untereinander mit zahlreichen An- astomosen versehen, in ihnen wird das Blut daher leicht einen anderen Weg finden. Die Anastomosen der Sinus aber sind ge- ring. Hinten der Confluens sinuum und event. seine Ver- längerung, der Sinus occipitalis posterior. Die Anastomose hinten kann noch wesentlich verringert werden, dann wenn, wie es oft geschieht, Abweichungen vorliegen, z. B. der Sinus longi- tudinalis in den Sinus transversus der einen Seite umbiegt, ohne mit dem Confluens sinuum in directer Beziehung zu stehen. Die Hauptanastomose der Sinus aber ist vorn der Sinus caver- nosus. Ist hinten der Weg verschlossen, so wird der grösste Teil der Brutmenge, um zur Jugularis zu gelangen, einen Um- weg machen müssen und zwar wird dieser Umweg führen durch den Sinus cavernosus mit Hilfe seiner Hauptzuflusswege der Sinus sphenoparietales, die je am Rande der Ala orbitalis des Keilbeines verlaufen und manchmal keinen Sinus, sondern je eine Vene darstellen. Der Abfluss kann erfolgen durch die Sinus petrosi, den Sinus occipitalis anterior, den Sinus caroticus. Wenn aber in den Sinus cavernosus, dessen Wände so gut wie nicht dehnbar sind, in der Zeiteinheit eine grössere Blutmenge geworfen wird, so muss der Zufluss vom Auge her erschwert sein. Erschwerung dieses Zuflusses aber wird Stauung bedingen in der Orbita. Damit wären .wir, wenn auch etwas auf Um- wegen , wieder so ziemlich bei der alten v. Graefe'schen Theorie angelangt. Sollte der grosse Denker vielleicht doch Eecht haben 1 Dadurch, dass das venöse Stromgebiet der Orbita mit den Gesichtsvenen communiciert, ist ein directer Gegen- beweis noch nicht geliefert. So einfach mit dem Umbiegen des Blutstromes ist es doch wohl nicht. Mag dies einfacher' sein für den vorderen Orbitalschnitt, wo zahlreiche Anastomosen mit dem facialen Gebiet bestehen, für Gefässe aber, die ohne An- astomose nach hinten verlaufen oder in den Sinus selbst münden, wird ein Umbiegen des Blutstromes doch recht schwer werden.