Beitrage zur Pathologie der Thrombose des Sinus cavernosus und zur Pathogenese der Stauungspapille / von Ewald Judeich.

  • Judeich, Ewald.
Date:
1900
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Credit: Beitrage zur Pathologie der Thrombose des Sinus cavernosus und zur Pathogenese der Stauungspapille / von Ewald Judeich. Source: Wellcome Collection.

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    Was ist nun das eigentliche Fundament der mechanischen Theorie? Sie beruht darauf, dass, wenn der Druck im Schädel steigt, der Liquor ebenso wie in den Wirbelkanal, so auch in den optischen Kanal und den Vaginalraum hineingetrieben wird. Der Beginn einer pathologischen Erscheinung aber wird zu- nächst repräsentiert durch ein erhöhtes physiologisches Geschehen. Wir haben uns daher zu fragen, wann steigt unter physiologi- schen Bedingungen der Druck im Gehirn? Er steigt dann, wenn durch die arterielle Pulswelle mehr Blut in den Schädel geworfen wird. Wird nun dann aus dem Schädel Liquor in den Wirbelkanal gedrängt? Ehe man wusste, dass die Venen des Gejiirnes auch pulsieren, galt dies als feststehend. Man glaubte es deshalb, weil der Wirbelkanal infolge seines Bandapparates nachgiebiger sei als die knöcherne Schädelkapsel. Ein Gedanke, der neben Bergmann auch von Eichet1) ausgesprochen wurde. Nebenbei sei erwähnt, dass Marey darauf aufmerksam ge- macht hatte, dass bei aufrechter Haltung der Liquor sich im Rückenmarkskanal anhäufe. Daraus folgt, dass dann schon die Dehnbarkeit des Wirbelbandapparates, die gewiss nicht bedeutend sein kann, in Anspruch genommen wird. Frank2) sprach die Ansicht aus, dass der Liquor jedenfalls nicht weit verdrängt werden könnte. Als die Pulsation der abführenden Hirnvenen durch C ra m e r3) festgestellt wurde, da nahm die Schule Berg- mann 's, unter dessen Anregung die C r a m e r 'sehe Arbeit ent- stauden war und welcher der Hauptschöpfer der Hirndruck- theorie ist, an, dass sich die Rückgratshöhle nur bis zu einem gewissen Grade dem Zuwachs an Blutmenge aecomodieren kann, d. h. nur so lange als die Bänder dehnbar sind, dann aber soll ein erhöhter Druck im Liquor auftreten und auf die Gefässe drücken. Die weitere Forschung zeigte, dass der Puls der ab- führenden Hirnvenen kein von den Arterien fortgeleiteter ist, sondern synchron auftritt. Dies wurde dargethan von dem be- kannten Hirnphysiologen Mos so4) durch gleichzeitige mano- metrische Messung z. B. in Jugularis und Carotis. — Die Experi- mente Mos so's sind neuerdings von Ho well5) wiederholt und bestätigt worden. Daraus folgt aber mit grosser Wahrscheinlich- keit, dass das -f- von Druck, welches durch den pulsatorischen Flüssigkeitszuwachs im Schädel geschaffen wurde, dadurch para- lysiert wird, dass sofort eine entsprechende Blutmenge den Schädel verlässt. Dies folgt auch schon aus den Experimenten Cramer's. Eichet, Dict. de Phys. II. 2) Frank, Trav. lab. Marey 1877. 3) Cr am er, Experimentelle Untersuchungen über den Blutdruck im Gehirn. Dorpat 1871. 4) Mo sso, Sulla circul. d. sangue nel cerv. dell' uomo 1880. 5) Ho well, The infiuenee of high arterial pressures etc. American, journ. of physiol. 1898. Citiert nach Türk, Graefe, A, Bd. XLVIIL