Die operative Behandlung der natürlich und künstlich gereiften Staar-Formen / von Albert Mooren.

  • Mooren, Albert, 1828-1899.
Date:
1894
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Credit: Die operative Behandlung der natürlich und künstlich gereiften Staar-Formen / von Albert Mooren. Source: Wellcome Collection.

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    der fahrenden Leute gehörte, so war es nur zu natürlich, dass er die directe Veranlassung wurde, wenn mir im Laufe der Zeiten eine unermessliche Zahl von Leidenden aus allen Theilen des Landes zu- strömte. Seihst Prof. Wutzer, zu dessen Füssen ich früher als Student gesessen hatte, war von dem Erfolg derartig entzückt, dass er mir noch 5 Jahre später schrieb, wie ihn der Gedanke beschäftige sich von mir seine reclinirte Linse, die ab und zu ins Pupillengebiet trete und Ciliarneuralgien hervorrufe, noch nachträglich extrahiren zu lassen. Es ist nicht dazu gekommen, weil der Tod den ver- ehrungswürdigen Greis nicht lange nachher wegraffte. Die zweite Reclination vollzog ich 4 Wochen später mit gleich günstigem Erfolg an einer Hofbesitzerin, der Jungfer D—s aus Vorst. Sie war körper- lich und geistig selten frisch, aber hochbetagt und wurde nicht müde zu erzählen, wie sie als Kind mit dem heute noch am Niederrhein sagenberühmten Bandenführer Fetz er die Kühe in den einsamen Lichtungen des Grefrather Busches gehütet habe. Obgleich sonst ein prinzipieller Gegner der Operationsmethode konnte ich sie doch in den beiden vorliegenden Fällen unbedenklich ausüben, weil der Staar ein harter und sein Wiederaufsteigen bei der gesunden Beschaffenheit des Glaskörpers in keiner Weise wahrschein- lich war. Unter gleich günstigen Nebenbedingungen würde ich auch heute noch die Operation bei hochbetagten, marastischen Individuen ausführen, denn die Unmittelbarkeit des Erfolgs wirkt geradezu zauberhaft und belebend auf das Gemüth eines Blinden, der energie- und hoffnungslos einen Theil seines Daseins im Lehnstuhl verbringen musstG. Unter allen Umständen kann die Reclination höchstens eine ge- duldete Stellung in der Reihe der Staaroperationen beanspruchen und auch dieses nur für ganz vereinzelt dastehende Ausnahmefälle. Die Extraction, welche nicht mit Unrecht als die Königin der Augen- operationen bezeichnet wurde, ist neben der unter gewissen Verhalt- nissen in Anwendung kommenden Discission, die Operation der Regel. Sie wurde von mir in 3785 Fällen vollführt und zwar so, dass der Lappenschnitt 3060mal bei harten und den durch weiche Cortical- massen neben harter Kernbildung sich auszeichnenden Morgagni scheu Formen in Anwendung kam, während die Cornealextraction 725 mal bei solchen Staarbildungen angewendet wurde, deren Bildung ent- weder von vorne herein eine weiche war oder auf dem Wege dei künstlichen Reifung eine Umwandlung in weiche Formen erlitten hatte. I