Volume 2

Sittengeschichte des Weltkrieges / hrsg. von Magnus Hirschfeld ; bearb. von Andreas Gaspar ; mit Beiträgen von Paul English [and others].

Date:
[1930]
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Credit: Sittengeschichte des Weltkrieges / hrsg. von Magnus Hirschfeld ; bearb. von Andreas Gaspar ; mit Beiträgen von Paul English [and others]. Source: Wellcome Collection.

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    letzen Kriegsjahr den Tiefstand von 101 erreicht. Exner2) weist in diesem Zusammenhänge auf die schlechte Ernährung und die Sorgen des täg¬ lichen Lehens als Ursache hin. Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, daß sich bloß der Männermangel (als Täter kommen hauptsächlich Män¬ ner im wehrfähigen Alter in Be¬ tracht), das die Nachfrage weit über¬ steigende Angebot an Frauen und die Unzulänglichkeit der Behörden, die zwar tüchtig gegen die Unsittlichkeit wetterten, aber mit ihrem wegen der Masseneinziehungen verminderten Personal nur halbe Arbeit leisten konnten, in diesen statistischen Ziffern ausdrücken. Im übrigen dürfte es mit den Sexualverbrechen genau so bestellt sein wie mit der Prostitution: namentlich zeigt, wenn man den Statistiken glauben will, auch diese seit Kriegsausbruch eine rückläufige Bewegung. Überall geht die Zahl der kontrollierten Prostituierten zurück. Dafür aber nimmt die geheime »Unzucht« einen unheimlichen Umfang an. So werden wegen geheimer Prostitution in V ien in den fünf Kriegsjahren durchschnittlich 860 Frauenspersonen aufgegriffen gegen 617 in den fünf Vorkriegsjahren, und ist diese Ziffer an sich hoch genug, so ist anzunehmen, daß sie hei höherer Leistungsfähigkeit der Polizei noch höher ausgefallen wäre, wie sie denn in den Nachkriegsjahren auch plötzlich auf 2530 emporschnellt3). Dieses \ er- hältnis trifft allem Anschein nach auch auf andere Städte zu. Die im Rückgang der kontrollierten Prostitution eine moralische Aktivpost zu sehen ver¬ meinten, übersahen geflissentlich die Kehrseite des Problems. Der Polizeichef von Paris während der Kriegszeit. L. Lepine, den wir hierüber befragten, äußerte sich in diesem Sinne wie folgt: Es wird vielleicht überraschen, daß die Prostitution entgegen allen frühe¬ ren Erfahrungen während des Krieges nicht stieg, sondern im Gegenteil zu- rückging. Dies hat seinen Grund vor Das Hinterland Holzschniti von Franz Maserevl