Die Verkürzung des Schenkels im Hüftgelenke : eine Kritik über die Ansichten und Behandlung der Coxalgie, veranlasst durch die in der Wildberger'schen orthopädischen Anstalt zu Bamberg gemachten Beobachtungen / von Fried. Wilh. Heidenreich.

  • Heidenreich, Friedrich Wilhelm.
Date:
1852
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Credit: Die Verkürzung des Schenkels im Hüftgelenke : eine Kritik über die Ansichten und Behandlung der Coxalgie, veranlasst durch die in der Wildberger'schen orthopädischen Anstalt zu Bamberg gemachten Beobachtungen / von Fried. Wilh. Heidenreich. Source: Wellcome Collection.

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    den können, ist klar, denn Heine in Cannstadt hat eine Elevation der einen seitlichen Beckenhälfte über die andere bis zu 7 Zoll beobachtet. Auch lassen sich unwillkürliche und instinktmässige Verschiebungen und Verdrehungen des Rumpfes auf gewisse ganz bestimmte Gesetze zurück- führen , die früher von Jörg und von mir über den vorliegenden Gegen- stand, neuerlichst von Schuh und Lorinser entwickelt worden sind. Der Ontologismus „freiwilliges Hinken“ ist zwar aufgelöst, denn dieses Hinken ist eben jetzt als Funktionsstörung, als Folge und Sym- ptom anderer wesenhafter Krankheitszustände anerkannt; aber schon der Name Claudicatio spontanea war übel gewählt, denn kein vernünfti- ger und ehrlicher Mensch wird freiwillig hinken. Damit ist aber die Aufgabe nicht gelöst. Roser triumphirt zu frühe. Den Ontologismus freiwilliges Hinken haben wir los, aber der Ontolo- gismus „Coxalgie“ ist uns geblieben. Ob der Begriff Coxalgie ein we- senhafter sei? wird sich bald ergeben. Der wenn nicht häufigste so doch wichtigste Fall, in welchem die Hüftgelenkskrankheit zur Behandlung kommt oder sie der Behandlung wenigstens die meisten Schwierigkeiten entgegenstellt, ist die Verkür- zung des Schenkels. Ist diese auch nicht immer sogleich anfangs zu- gegen, so kann sie häufig nicht verhütet werden und erfolgt dann mit der Zeit gewiss. Schmerz aber, der ein Hinderniss der Bewegung wird, veränderte Stellung und Situation des Schenkels, Spannung und Verkürzung der Muskulatur, Verschiebung des Beckens, die Auslenkung des Schenkel- kopfes aus seiner Pfanne, kariöse Zerstörung und Devastation des gan- zen Hüftgelenkes, Atrophie des kranken Schenkels, der bei Kindern unter solchen Verhältnissen auf merkwürdige Weise selbst am Unter- schenkel und Vorfuss in seiner Entwicklung und Wachsthum zurück- bleibt u. s. w. sind doch wirklich sehr verschiedene Zustände, die nie- mals überall und zugleich Vorkommen, aber alle, jeder in seiner Art, können Verkürzung des Schenkels bedingen. Die Coxalgie jedoch um- fasst alles dieses miteinander. Ist Coxalgie, was der Name bezeichnet, einfacher Schmerz des Hüftgelenkes, warum versteht man darunter auch Missstaltung des Ge- lenkes? Ist Coxalgie Missstaltung der Hüfte, Verschiebung des Beckens, Verlängerung, Verkürzung des Schenkels, warum zählt man auch Eite- rung und kariöse Zerstörung dazu? Ist aber kariöse Zerstörung das Wesen der Krankheit, warum rechnet man auch einfachen Schmerz imd einfache Formveränderung oder Funktionsstörung des Gelenkes darunter? Man nimmt Coxalgie an, wo das Hüftgelenk schmerzt, wo der Schenkelkopf so unbeweglich fest in der Pfanne steht, dass man schein- bare oder wirkliche Ankylose vorhanden wähnt, glaubt an sie, wenn