Die Funktionskrankheiten der Ora Serrata und des Ciliartheiles der Netzhaut / von Wilh. Schoen.

  • Schoen, Wilhelm, 1848-1917.
Date:
1895
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Credit: Die Funktionskrankheiten der Ora Serrata und des Ciliartheiles der Netzhaut / von Wilh. Schoen. Source: Wellcome Collection.

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    Eine eigenthümliche und sehr erhebliche Schwierigkeit bietet die Feststellung dessen, was bezüglich der anatomischen Verhältnisse der Pars eiliaris und Ora serrata als normal anzusehen ist. Viele Punkte, welche in den Lehrbüchern der normalen Anatomie dahin gerechnet werden, müssen als pathologische Veränderungen ausscheiden. Den Ana- tomen lag zufälliges Leichenmaterial vor. Jene Veränderungen sind sehr verbreitet. So kommt es, dass ein nicht kleiner Theil der zu besprechenden Veränderungen schon beschrieben, aber entweder als nor- mal oder als Kunstproduct, oder als Altersveränderung aufgefasst wurde. Diese functionellen Veränderungen betreffen einmal den Absturz der Netzhaut an der Ora serrata selbst und dann das Epithel ihres ciliaren Theiles. Man findet sie fast an allen aecommodativ angestrengten Augen. Es haben zu dieser Untersuchung theils die Präparate von solchen Augen gedient, welche schon für die übrigen Veränderungen benutzt worden waren, theils neue Präparate von denselben Augen, da die alten vielfach diese Gegend, deren Wichtigkeit damals noch nicht vermuthet wurde, nicht deutlich zeigten, theils Präparate neuer Augen, worunter auch ein neues Glaucomauge. Die Zonulafasern entspringen mit ihrer Hauptmasse aus der Ora serrata, ausserdem aber noch von dem Epithel, welches als Fortsetzung der Netzhaut mit einer zweiten Epithelschicht das Pigmentepithel der ganzen Ciliargegend überzieht. Aus dem Glaskörper kommen keine Zo- nulafasern, die Hyaloidea bildet eine scharfe Scheidewand. Die Zonula- fraga ist dadurch in einige Verwirrung gerathen, dass Hyaloidea und Zonula nicht auseinander gehalten worden sind. Die Zonula ist keine Membran, sondern eine Keihe nebeneinander und übereinander liegender Fasern, die Hyaloidea dagegen ein deutlich erkennbares und ablösbares Häutchen. Das Verhalten der Zonulafasern in ihrem vorderen Abschnitte ist schon in meinem Buche genügend behandelt worden. Bezüglich des hinteren Abschnittes ist aber dort nur bemerkt, dass die Zonulafasern aus der Netzhaut und der, der Netzhaut entsprechenden, inneren Epithel- lage vor der Ora serrata entspringen. Der hintere Zonulafaserursprung hat sich nachträglich als ausserordentlich wichtig für die Functions- krankheiten des Auges erwiesen, so dass es nöthig ist, ihn eingehender zu berücksichtigen.