Ueber ein Gliosarkom des Grosshirns ... / von Johann Robert Weickert.

Weickert, Johann Robert, 1840-

Date:: [1865?]

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Credit: Ueber ein Gliosarkom des Grosshirns ... / von Johann Robert Weickert. Source: Wellcome Collection.

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Die Geschwulst ist ein Gliosarkom. Mit diesem Namen will ich nicht etwa sagen, dass es eine Geschwulst sei, von der man nicht weiss, ob man sie zu den Gliomen oder Sarkomen rechnen soll, sondern dass es eine Mischgeschwulst ist, in der sowohl sarkomatöse als gliomatöse Partien Vorkommen.*) Gliornatös ist der grösste Theil der Geschwulst¬ masse, nämlich die Partien in der Marksubstanz der linken und rech¬ ten Hemisphäre, im Balken und im linken Corpus Striatum, so wreit dasselbe sich an der Neubildung betheiligt hat; denn hier besteht die Geschwulst aus „einer reinen Hyperplasie der Neuroglia, ohne Betheili- crunsr der nervösen Elemente“, mit welchen Worten Yirchow das Gliom & ö ' definirt (1. c. p. 123, 126, 136). Die ältesten Partien sind offenbar die in der Markmasse der linken Hemisphäre befindlichen atrophischen, zell- ärmern, starkpigmentirten Stellen; von hier aus wucherte die Gesehwulsi nach allen Seiten, behielt im Balken und in der Markmasse beider He¬ misphären, so wie im linken Corpus Striatum, soweit sie für ihre weitere Ausdehnung in der normalen Neuroglia einen geeigneten Boden fand, den Charakter eines Glioms bei. Mehr nach der Oberfläche der linken Hemisphäre zu geht dieses Gliom aber in ein Sarkom über, und man findet kein an die normale Neuroglia erinnerndes Gewebe mehr; die Ge¬ schwulst, die hier in den in die Furchen der Hirnrinde eindringenden Palten der Pia mater auf ein ihr, so zu sagen fremdes Gebiet kommt, nimmt einen vom Muttergewebe unabhängigen, heteroplastischen Cha¬ rakter an, wird zu einem Sarkom mit rundlichen und in der weitern Ausbildung mit spindelförmigen Zellen, und als solches erst ergreift sie auch die Dura mater, ein Beweis dafür, dass das Gliom als Gliom nicht auf die Hirnhäute übergeht. Die Hirnmasse im Umkreise der Geschwulst ist theils erweicht, theils sklerosirt, theils bildet sie schon einen Uebergang zur Neubildung selbst. Erweicht sind die Partien, wo die Hirnsubstanz in allen ihren Elementen das Bild des Zerfalls darbietet, wo man keine von der Binde¬ substanz ausgehende Neubildung von Kernen und Fasern sieht, sondern dieselbe mit der Nervensubstanz zugleich fettig metamorphosirt und in feinkörnige Detritusmassen umgewandelt wurde. Sklerosirt sind hin-* *) So hat auch Virchow, der Erfinder des Wortes Gliom, das Wort Gliosarkom gebraucht: z. B. in einem von den sieben von ihm beschriebenen Fällen von Gliomen in seinem Buch über die Geschwülste (p. 141, 142) sagt er von zwei Geschwülsten in der linken Grosshirnhemisphäre, dass die Zellenbildung in denselben an manchen Stellen in eine ganz sarkomatöse Form (lange Spindelzellen in dichtester Anordnung) überging, und nennt sie Gliosarkome. Dasselbe Wort gebraucht er aber andere Male, wto es sich nicht um Misch-, sondern um Uebergangsformen handelt, d. h. Geschwülste, bei denen es nach seiner Meinung willkürlich ist, ob man sie zu den Gliomen oder zu den Sarkomen rechnen will, oder solche Sarkome, welche sich den Gliomen auf das Nächste anscliliessen, sich aber nicht bloss an Orten finden, wo Neuroglia präexistirt, sondern an vielen andern (p. 169). Man sieht: Nomina sunt odiosa!