Epidaurus, eine antike Heilstätte / Von S. Herrlich.

  • Herrlich, Samuel, 1846-
Date:
1898
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Credit: Epidaurus, eine antike Heilstätte / Von S. Herrlich. Source: Wellcome Collection.

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    Auf seinem in den ersten Jahrzehnten des 3. Jahrhunderts v. Chr. aufgesteilten Inschriftstein teilt der Dichter Isyllos aus Epidaurus unter anderem nach eingeholter Genehmigung des Delphi¬ schen Orakels auch den Paean mit, den er für die auf seinen Antrag neu eingeführte jährliche Bitt-Prozession gedichtet hatte. Dieser, seinem poetischen Wert nach keineswegs hochstehende Fest¬ gesang hat einen wesentlich genealogischen Inhalt: ,,Nach der Überlieferung der Vorfahren giebt Zeus die Muse Erato dem Malos zur Gattin; die Tochter aus dieser Ehe, Kleophema, gebiert dem Phlegyas, der in seiner Vaterstadt Epidaurus wohnte, eine Tochter, Aigla mit Namen, die aber um ihrer Schönheit willen Koronis zubenannt wurde (V. 10 f. A\yXa d’ övopda&r]. | zod’ stcmw^ov' t6 xdllog 6s KoQtövlg susxhjArj —). Dieser nahte im Hause des Malos in Liebe Phöbus; in dem weihrauchduftenden isfjbsroc gebar Aigla dem Apollo einen Sohn, den der Vater nach dem Namen der Mutter Asklapios nennt, den Befreier von Krankheiten, den Spender der Gesundheit“1). Dreierlei verdient hier besonders hervorgehoben zu werden: Erstens wird das Geschlecht des Asklepios mit Malos in Verbindung gebracht, indem seine Mutter zur Enkelin des Malos und der Erato gemacht wird; Malos aber ist, wie wir aus einem andern Abschnitt der Isyllos-Inschrift2) erfahren, der Begründer des Heiligtums und des Kults des Apollo Maleatas, ein Beiname, der trotz der verschiedenen Quantität des a der ersten Silbe offenbar nach Isyllos von Malos abzuleiten ist; mit Apollo Maleatas aber, von dessen 1896 zum Teil wieder aufgedecktem Heiligtum auf dem Kynortion bereits die Bede war, wird Asklepios im Hieron zusammen verehrt, wie dies aus einer ganzen Reihe von Inschriften hervorgeht3). Zweitens will Isyllos in seinem Paean offenbar mit geflissentlichem Nachdruck hervorheben, nicht nur dafs Asklepios an der Stätte des Hieron ge¬ boren ist4), sondern dafs auch das Geschlecht seiner Mutter in Epidaurus einheimisch ist, denn im Gegensatz zu der sonstigen Überlieferung wird ihr Vater Phlegyas ein Eingeborener von Epidaurus genannt5). Drittens heifst die Mutter des Gottes, die nach der uns sonst bekannten epidauri- schen Überlieferung KoQcavig heifst, hier mit ihrem eigentlichen Namen Aiykccj d. h. Glanz. Wenn Isyll nach diesem Namen der Mutter den Aoixlamog benennen läfst, so müssen wir natür¬ lich die Folgerung ziehen, dafs umgekehrt aus AaxÄccmog der Name der Mutter Aiylm erschlossen ist. Wie Wilamowitz meiner Ansicht nach vollkommen überzeugend6) nachgewiesen hat, steckt nun aber wirklich in dem ersten Bestandteil des Namens des Gottes das Wort Aiyla, Asklepios wäre daher etwa „der milden, freundlichen Glanz Sendende“. Der „Glanz“ spielt auch in der Über¬ lieferung, die uns Pausanias als zu seiner Zeit bei den Epidauriern im Umlauf mitteilt7), seine 1) Der Paeau bei Wilamowitz a. a. 0. S. 13. 2) Ibid. S. 11: Hqcorog MaXog hevtjev AnoXXcovog MaXedra ßoj/udv xccl xXvGi'aig yyXuiGEV ze^itvog. x. r. X. 3) Kavvadias Fouilles No. 6, 51, 70, 93, 130, 131, 235. 4) Cf. Paus. II, 26, 7, besonders das dort mitgeteilte delphische Orakel: (6 [usya /aq/ua ßqozoi'g ßXaGzwv AgxXzjtiie naGiv, ov <PXeyvr]ig ezixzev £[jlol (piXozrjzi /LuyslGcc ifxtqötGGu Koqcovlg £vi XqoCVttlj \Em3ttVQ(p. 5) Bei Wilamowitz a. a. 0. S. 13 Z. 7. fpXsyvag cT, [o?] nazQLÖ' 'Enidavqov eycusv. — 6) A. a. 0. S. 91 Gf. Nach Thrämer dagegen, dessen Asklepios-Artikel in Roschers Lex. d. griech. Mythol. jetzt durch den von ihm verfafsten gleichnamigen Artikel in P a uly - Wi s s o w a ’ s Real-Encycl. d. kl. Alt. II, 2 ersetzt ist, ist der Name des Gottes in seiner Bedeutung durchaus dunkel. 7) II, 26, 3 c£>Xtyvav 'EmSavQiOi ipuGiv x. t. X.