Ueber Heilversuche bei malignen Geschwülsten mit Erysipeltoxinen / von Dr. Czerny.

  • Czerny, V. (Vincenz), 1842-1916.
Date:
[between 1895 and 1899?]
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Credit: Ueber Heilversuche bei malignen Geschwülsten mit Erysipeltoxinen / von Dr. Czerny. Source: Wellcome Collection.

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    Audi ich habe häufig beobachtet, dass das zufällige Ery¬ sipel ganz ohne Einfluss auf den Verlauf des Krebses geblieben ist, ja in manchen Fällen sogar ein ra¬ scheres Wachsthum desselben veranlasst hat. Dennoch sind mir 2 Fälle in lebhafter Erinnerung, bei welchen ein gün¬ stiger Einfluss auf den Verlauf des Krebses nicht zu leugnen ist. Der erste betraf eine Frau aus Bensheim, welche schon von meinem Vorgänger G. Simon, dann von Lossen, Braun 7mal wegen Brustkrebs operirt worden war. Sie kam mit einem infiltrirten Recidiv der Thoraxwand zu mir, das ich für inoperabel erklären musste. Auf das flehentliche Bitten der Dame entschloss ich mich, die krebsige Haut mit allen darunterliegenden Weichtheilen im Niveau der Rippen eliptisch abzutragen. Eine handtellergrosse Wundfläche blieb unbedeckt und zeigte im Grunde die krebsig infiltrirten Inter- costalräume. Ein schweres Erysipel brachte die Kranke an den Rand des Grabes. Nachdem sie es überstanden hatte, bedeckte sich die Wundfläche mit guten Granulationen, die Krebsmassen schwanden und in ca. 8 Wochen trat vollständige Benarbung vom Rande her ein. Zwei Jahre blieb die Dame nach der Operation gesund, bis sie unter Erscheinungen einer atypisch verlaufenden subacuten Lungen¬ entzündung starb. Bei der Section war local an der Brustnarbe und in der Achsel¬ höhle keine Spur von Krebs. Dagegen fand sich als Todesursache die rechte Lunge durchsetzt von Krebsknoten. Der zweite ereignete sich in Frankfurt bei einer Dame, welche zuerst von Dr. Harbordt, dann von Prof. Helferich (damals in München) wegen Brustkrebs operirt worden war. Helferich hatte die Mammareste und das Achselfett auf das Gründlichste ausgeräumt. Als sie zu mir kam, fand ich in der Nähe der Narbe mehrere schrot- korn- bis erbsengrosse harte Knoten im Unterhautzellgewebe. Ich excidirte mit gütiger Unterstützung des Herrn Collegen Harbordt die die Knötchen umgebende Haut eliptisch und entfernte das IJnter- hautfettgewebe so gut als möglich, hatte aber die Empfindung, dass bei dem kleinknotigen Recidiv wenig Aussicht auf bleibenden Erfolg vorhanden sei. Eine kleine Nachblutung in die etwas spannende Wundnaht begünstigte die Entstehung eines mittelschweren Erysipels. Die Wunde heilte dann ohne Störung und während früher die zwei Recidive in halbjährigen Pausen kamen, ist die Dame jetzt seit über sechs Jahren frei von jedem Recidiv. Nachdem Fehleisen den Erreger des Erysipels gefunden hatte und nachdem es ihm gelungen war, durch Impfung künst¬ liches Erysipel zu erzeugen, lag es nahe, diese Erfahrungen auch zur Heilung maligner Tumoren zu verwerthen. Allein die Unsicherheit des Erfolges und die unberechenbare Gefahr, welcher der Kranke bei gelungener Erysipelimpfung unterlag,