Bericht über die Zusammenkunft einiger Anthropologen im September 1861 in Göttingen zum Zwecke gemeinsamer Besprechungen / erstattet von Karl Ernst von Baer und Rudolph Wagner.

  • Baer, Karl Ernst von, 1792-1876.
Date:
1861
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Credit: Bericht über die Zusammenkunft einiger Anthropologen im September 1861 in Göttingen zum Zwecke gemeinsamer Besprechungen / erstattet von Karl Ernst von Baer und Rudolph Wagner. Source: Wellcome Collection.

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    Schon waren die Zielpunkte niedergeschriehen, als am 9. Anglist in 'den hie- sigen Buchhandlungen die Schrift von Herrn Prof. Lucae : Zur Morphologie der Ras- senschädel. Einleitende Bemerkungen und Beiträge mit 12 Tafeln. Frankf. 4to, an- langte. In dem Vorwort zu dieser Schrift erwähnt der geehrte Verfasser nicht nur der früheren Besprechungen einer Zusammenkunft, auf deren Zustandekommen er ver- geblich gewartet habe, sondern er betrachtet die eben genannte Schrift als ein ,,un- massgehliches Votum“ für eine solche Vereinbarung. In dem Buche selbst zeigt Herr Professor Lucae mit musterhafter Klarheit, dass nur eine geometrische Zeich- nung der Schädel ein richtiges Bild gieht, dass sie allein richtige Messungen zulässt, in jeder Ebene, welche in dem Gegenstände parallel der Zeichentafel liegt, dass sie die einzige Methode der Zeichnung ist, welche ohne alle künstlerische Aushildung von Jedermann, der sorgsam ist, ausgeführt iverden kann.“ Er beschreibt ferner mit eben so vieler Präcision seine vervollkommnete Methode, die Seh-Axe vermittelst eines beweglichen Diopters auf der Glastafel, auf, der die Zeichnung ausgeführt ward, umherzuleiten. In einei’ zweiten Hälfte des Werkes wird die Anwendung dieser Me- thode ziu’ richtigen Zeichnung des Schädels von Austral-Xegern und zur Vergleichung der Form und Lage des Gehirns im Verhältnisse zu den Gesichtstheilen gezeigt.“ „Nach Ansicht dieser Schrift wurden alle Bedenken gehoben und die Absen- dung der Einladungen beschlossen. Die Bedenken hatten vorzüglich darin be- standen, dass die Berathung und gewünschte Vereinbarung sich vorzüglich auf Mes- sung und Darstellung von Schädeln und allenfalls der die Umrisse des Gehirns nach- ahmenden Ausgüsse seiner Höhle beziehen wüi’de, dass aber darin nur ein vereinzelter und beschränkter Theil des anthropologischen Studiums liege.“ ,,Erlauben Sie, meine Herren, dass ich, den historischen Bericht schliessend, zu dessen Ergänzung nur noch das Einladungsschreiben gehört, mit der eben gemachten Bemerkung übergehe zu den Aufgaben, welche eine Zusammenkunft von Anthropo- logen sich stellen kann und welche wir, Professor Wagnee und ich, nach vielfachen Besprechungen, Ihnen hiemit vorlegen.“ „Es ist also vor allen Dingen zu bemerken, dass nicht ein grosser Gedanke oder gar eine grosse Entdeckung, die wir zu verkünden hätten, uns so (Leist gemacht hat. Sie, meine Herren, zu einer Versammlung einzuladen. Die Entdeckungen publicirt man und sie gehen ihren Weg, wie geistige Lawinen, auf dem Wege sich vergrös- sernd und bereichernd. Es ist der reine Ausdruck des Bedürfnisses, sich zu verein- baren, um ein mehr gesichertes und reichlicheres Material für vergleichende Anthro- pologie zu schaffen.“ „Wer wollte leugnen, dass bis jetzt alle unsere Kenntniss über Variationen inner- halb des Menschengeschlechts ungemein schwankend ist, der sicheren Basis entbeh- rend. Der Gegenstand selbst ist anziehend, da der Mensch das höchste Object der Naturforschung ist, aber sobald man begonnen hat, sich mit dieser Aufgabe zu be-