Klinische Beobachtungen zur Dystokie durch Beckenenge : Gratulationsschrift zum 4. August 1882 zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums seines Vaters des Sanitätsrathes und Kreisphysicus Dr. Ludwig Winckel ... / von F. Winckel.

  • Winckel, F. (Franz), 1837-1912.
Date:
1882
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Credit: Klinische Beobachtungen zur Dystokie durch Beckenenge : Gratulationsschrift zum 4. August 1882 zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums seines Vaters des Sanitätsrathes und Kreisphysicus Dr. Ludwig Winckel ... / von F. Winckel. Source: Wellcome Collection.

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    Senator (Osteomalacie: Ziemssen’s Handbuch XUI. p. 203) meint, dass wenigstens für manche Fälle von Osteomalacie eine selbständige Betheiligung der Muskeln an dem Krank- heitsprocesse angenommen werden müsse, eine der progressiven Muskelatrophie analoge constitutionelle Ernährungsstörung. In dieser Beziehung wären Untersuchungen des Nervensystems bei Osteomalacie, an denen es bisher gänzlich mangele, dringend zu wünschen. Diese Aufforderung war für uns speciell die Veranlassung, jenen Organen bei unserer Patientin besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Von der progressiven Muskelatrophie konnten wir indess die hier geschilderte Erkrankung ziemlich leicht unterscheiden, da dieselbe nicht an den Extremitäten, sondern in den Becken- partien begann, da ferner beträchtliche und dauernde Anstrengungen besonderer Muskel- gruppen bei ihr nie längere Zeit vorkamen, da weiter eine hereditäre Anlage nicht existirte, ausserdem Gefühle von Ameisenkriechen, Pelzigsein u. s. w. nicht eruirt wurden, auch die fibrillären Zuckungen nicht blos bei jener Muskelatrophie sich finden und da namentlich trotz jahrelangen Leidens die elektromusculäre, faradische und galvanische Erregbarkeit trotz der grossen Abnahme jener erwähnten Muskeln noch immer nicht schwächer, sondern normal resp. sogar gesteigert ist. Für die Annahme des Vorhandenseins anderweitiger Affectionen des Gehirns oder des Rückenmarks als Ursache jener vorhandenen Muskelaffectionen fehlten jegliche Anhaltspunkte. Unser Fall wird uns auch weiterhin noch zu manchen Untersuchungen Anlass geben. Ich hoffe, dass es gelingt, die Patientin herzustellen, sollte dies indessen nicht möglich sein, dann würde es bei der postmortalen Untersuchung der Knochen gewiss von hohem Interesse sein, das Knochenmark und die Haversischen Kanälchen sorgfältig auf etwa vorhandene Bacilli zu untersuchen, da bekanntlich schon Zuern (Zoopath. und Zoophysiol. Untersuchungen, Stuttgart 1872 S. 60) freilich auf Grund nicht vor- wurfsfreier Untersuchungen die Hypothese aufgestellt hat, dass da, wo Milchsäure vor- komme, sie die Folge von Gährung durch in die Knochen eingewanderte Mikrophyten sei. Mit Hülfe der in jüngster Zeit so sehr verbesserten Untersuchungsmethoden von Koch, Baumgarten u. A. würde der Nachweis derartiger Parasiten in den erkrankten Knochen wohl nicht mehr allzuschwer sein. Der Umstand, dass die auf Seite 63 er- wähnten Blutuntersuchungen negativ ausgefallen sind, dürfte weitere Untersuchungen des Blutes und der Knochen in dieser Beziehung noch nicht überflüssig machen.