Kinesiotherapie / von A. Hoffa.

Date:
1898
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Credit: Kinesiotherapie / von A. Hoffa. Source: Wellcome Collection.

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    active, vom Kranken selbst vollfiihrte, oder passive, vom Arzt vor- genommene, oder endlich sogenannte duplicirte Bewegungen, die der Patient unter Ueberwindung eines ihm vom Arzt gesetzten Widerstandes zu leisten hat. Die Einwirkung der Gymnastik kann sich nun je nach dem zu erreichenden Zweck einerseits auf einzelne Muskeln oder Gruppen von solchen beschranken, andererseits kann sie sich auf grossere Theile der Korpermusculatur erstrecken und damit den Gesammtzustand des Organismus beenrflussen. Dementsprechend wird es sich empfehlen, bei der Erorterung der physiologischen Wirkungen der Gymnastik zwischen localen und allgemeinen Wirkungen zu unter- scheiden, wenn es auch natiirlich nicht moglich ist, dieselben stets streng von einander zu sondern. Die ortlichen Wirkungen der Gymnastik sind am leichtesten zu iibersehen bei den ohne Mithilfe des Patienten ausgeftihrten passiven Bewegungen. Durch dieselben erzielen wir eine abwechselnde Dehnung und Wiederentspannung aller Weichtheile des betreffenden Gliedes. Da- durch wird die Blut- und Lymphcirculation verstarkt, es werden patho- logische Schrumpfungen und Verwachsungen speciell an den Gelenken gedehnt, beziehungsweise gelost, kurzum, es kann durch dieselben die Lebensthatigkeit der Gewebe in der mannigfaltigsten Weise angeregt werden. Trotzdem stehen die passiven Bewegungen an Bedeutung erheb- lich zuriick hinter den activen. Denn diese sind es ja, die allein dem Muskel seine Function erhalten konnen. Die alltagliche Erfahrung lehrt uns, dass ein Muskel, dem es an standiger Uebung fehlt, zunachst leichter ermiidet als ein regelmassig gebrauchter, wenn auch die Muskelkraft in beiden gleich ist. Bei langer wahrender Ausserdienst- stellung nimmt aber schliesslich auch die Muskelkraft ab; der Muskel atrophirt, er wird schlaff und welk, selbst wenn keinerlei Behinderung der Blutzufuhr statthat. Dem gegeniiber verliert ein regelmassig gym- nastisch geiibter Muskel immer mehr seine Ermtidbarkeit, er wird straffer, lebhafter braunroth gefarbt, sein Querschnitt wachst, er eontrahirt sich schneller und vollstandiger. Diese Veranderungen sind nun keineswegs nur auf die durch die regelmassigen gymnastischen Uebungen bewirkte allgemeine Hebung des Korperzustandes zuriickzufiihren, sondern sie sind wenigstens in vielen Fallen als locale Wirkungen anzusehen, wie uns die ortlichen functionellen Hypertrophien, beispielsweise der Armmuskeln der Buderer oder der Wadenmuskeln von Tanzerinnen beweisen. Die vielfachen physiologischen Untersuchungen iiber den Einfluss der Thatigkeit des Muskels auf seinen Chemismus und seinen Bau lassen uns iibrigens diese directen Wirkungen einer zweckmassigen Gymnastik leicht verstehen. Da der Muskel nur dadurch Arbeit leisten kann, dass in ihm chemische Spannkrafte in lebendige Krafte verwandelt werden, so muss naturgemass der 8toffwechsel des thatigen Muskels bedeutend erhbht sein, und zwar handelt es sich dal>ci im wesentlichen um eine Spaltung und Oxydation der stickstofffreien Stoffe Glykogen und Fett. Dcm- gemass findet eine l)edeutende Mehrproduction von C02 und ein erheb- licher Mehrverbrauch von 0 seitens des thatigen Muskels statt. Das nus dem thatigen Muskel abfliessende Venenblut ist vie! dunkler als das des ruhenden; es enthalt nachgewiesenermassen mehr G02 und weniger