Ueber Immunität gegen Geshwülste / von E. v. Dungern.

Dungern, Emil, Freiherr von, 1867-

Date:: [1909?]

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Credit: Ueber Immunität gegen Geshwülste / von E. v. Dungern. Source: Wellcome Collection.

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Immunität noch lange Zeit nach der Resorption eines Tumors besteht oder durch Gewebsbrei ausgelöst wird, der gar nicht zum Wachstum gelangen konnte, ja wenn die Immunität, wie ich bei Kaninchen feststellte, sich ausbildet, auch wenn der Tumor auf der Höhe des Wachstums heraus¬ geschnitten wird, dann läßt uns die Annahme der Erschöp¬ fung von Nährstoffen vollständig im Stich. Das Resultat der Doppelimpfung ist auch leicht auf andere Weise, durch eine Reaktion des Organismus, welche durch die erste Impfung ausgelöst wird, zu erklären. Man muß sich vor¬ stellen, daß unter dem Einfluß der von der ersten Impfung stammenden protoplasmatischen Substanzen eine Veränderung des Organismus vor sich geht, welche die Tumorzellen schädigt. Diese Gegenreaktion des Organismus ist meistens nicht stark genug, um den schon angewachsenen Tumor zum Rückgang zu bringen. Die zum zweitenmal ein¬ geführten Geschwulstzellen erliegen dagegen der verstärkten Gegenreaktion, da sie schon durch die Schädigung der Impfung geschwächt sind. Ist der zum zweitenmal ver¬ wendete Tumor widerstandsfähiger und virulenter, so kann es auch Vorkommen, daß er den Gegenreaktionen Wider¬ stand leistet, während der schwächere erste Tumor der durch die nochmalige Impfung gesteigerten Immunität erliegt. Ueber das Wesen der Immunität gaben die Immuni¬ sierungsversuche mit Hasensarkomen Aufschluß. Es ließ sich nachweisen, daß bei den immunen Kaninchen nach der Injektion der Sarkomzellen eine stärkere entzündliche Reaktion stattfindet. Es kann dabei zu einem hochgradigen Oedem kommen, während bei nicht immunen Tieren, die zum erstenmal geimpft werden, nur eine ganz geringe An¬ schwellung zustande kommt. Von besonderer Bedeutung ist es aber, daß auch die zelluläre Reaktion verstärkt ist. Vor allem treten große einkernige Zellen, sogenannte Makro¬ phagen, auf, und diese können in so großer Menge erscheinen, daß sie die Gefäße verstopfen und damit die Ernährung des ganzen Gebietes, in dem sich die Tumorzellen befinden, auf- lieben. Es handelt sich demnach um eine Erscheinung, die nach der Reinjektion von manchen bakteriellen und tieri¬ schen Substanzen schon beobachtet worden ist, und die als Ueberempfindlichkeitsreaktion bezeichnet wird. Bei dieser Reaktion treten auch zytotoxische Substanzen in vermehrter Menge im Gewebe auf. Die Ueberempfindlichkeit für die Substanzen der fremden Tumorzellen macht den Organismus für das Tumorwachstum also nicht empfänglich, sondern im Gegenteil immun. Die bis jetzt beschriebenen Phänomene, die eine Im¬ munität gegen Tumorzellen bewiesen haben, beziehen sich aber lediglich auf transplantierte Geschwülste, die nicht demselben Organismus entstammen, der Träger der malignen Neubildung ist. Die den Arzt am meisten interessierende