Vorträge über Pathologie : gehalten an den Universitäten und Akademien Japans im Jahre 1924 / von L. Aschoff ; als Sonderheft ihrer Verhandlungen herausgegeben von der Japanischen Pathologischen Gesellschaft.

  • Aschoff, L. (Ludwig), 1866-1942
Date:
1925
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Vorträge über Pathologie : gehalten an den Universitäten und Akademien Japans im Jahre 1924 / von L. Aschoff ; als Sonderheft ihrer Verhandlungen herausgegeben von der Japanischen Pathologischen Gesellschaft. Source: Wellcome Collection.

    20/386 (page 12)
    in der Pathologie das Experiment nicht der Trennungsstrich zwischen sogenannter experimenteller und nicht experimenteller Pathologie sein. Audi der spezielle pathologische Anatom muß, wenn er die Patho¬ genese des Organismus studieren will, zum Experiment greifen. Ich habe das schon öfters betont. Er hat genau dasselbe Anrecht darauf. Es muß also etwas anderes sein, was die Trennung der sogenannten experimentellen Pathologie von der pathologischen Anatomie hat wünschenswert erscheinen lassen. Das ist zunächst das Fehlen eines besonderen Lehrstuhls für pathologische Physiologie. Die Funk¬ tionsstörungen, besonders die des Stoffwechsels, des Energiewechsels und des Kreislaufs können nur am lebenden Menschen oder am lebenden Tier studiert werden. Hier müssen also experimentell die Bedingungen geschaffen werden, unter denen man die Störungen und ihre Beeinflussung durch die übliche Therapie studieren kann. Soweit der Kliniker nicht selbst experimentiert, wird der Pharmakologe diese Studien zu treiben haben. Denn er ist der physiologisch vorgebildete Dozent, welcher mit den Methoden der Physik und der Chemie die Funktionsstörungen analysieren und ihre Ursache klarlegen, sowie ihre Beseitigung durch Pharmaka studieren kann. Das wäre dann aber keine experimentelle Pathologie mehr, sondern patho¬ logische Physiologie. Ob hierfür besondere Lehrstühle nötig sind oder ob der Pharmakologe dieses Amt mitübernehmen kann, bleibe dahingestellt. Es ist aber nicht nur das Fehlen eines besonderen Lehr¬ stuhls (pathologische Physiologie), besser gesagt die Nichtweiter¬ entwicklung der Pharmakologie zur pathologischen Physiologie, inner¬ halb welcher die Pharmakologie als Technik einen besonderen Platz einnehmen würde, sondern noch etwas anderes, was die Abtrennung der experimentellen Pathologie oder allgemeinen Pathologie in so vielen Ländern veranlaßt hat. Neben dem Studium der Funktions¬ störungen spielt das Studium der Ätiologie in der allgemeinen Pathologie eine besondere Rolle. Die Krankheitserreger und ihre Ein¬ wirkung auf den Organismus, sowie die Reaktion des Organismus gegen diese Infektionen werden mit allen Methoden des Experimentes erforscht und die Ergebnisse dem Studierenden theoretisch und prak¬ tisch übermittelt. Die Lehre von den Krankheitsursachen ist es, was im wesentlichen in den Vorlesungen über allgemeine Pathologie den Studenten in Amerika vorgetragen wird. Ich weiß, daß das auf den verschiedenen Universitäten sehr verschieden gehandhabt wird. Aber im großen und ganzen trifft das Gesagte zu. Mit dieser Lehre von der allgemeinen Ätiologie hat man nun einzelne Kapitel der allgemeinen pathologischen Morphologie, ins¬ besondere das der Entzündung zu dem besonderen Lehrfach der allgemeinen Pathologie verschmolzen. In Wirklichkeit ist also die all¬ gemeine Pathologie, wie sie in Amerika gelehrt wird, nur ein