Vererbung / [W. Weinberg].

  • Weinberg, Wilhelm.
Date:
1912
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Credit: Vererbung / [W. Weinberg]. Source: Wellcome Collection.

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    Die Hauptsache ist jedoch die Spaltungsregel. Man kann daher die Mendel sehe Vererbung als alternativ bezeichnen. Wo sich zwei ge¬ kreuzte Kassen durch zwei oder mehrere Merk¬ male unterscheiden, die entstehenden Bastarde dies also in zwei oder mehrfacher Beziehung, dihybrid, polyhybrid sind, im Gegensatz zu dem Monohybridismus des ersten einfachsten Schemas, erhält man kompliziertere Zahlen¬ verhältnisse. Stets werden aber die einzelnen Merkmale unabhängig voneinander vererbt. Unterscheiden sich zwei Rassen AB und ab voneinander durch die zwei je einander ent¬ sprechenden Merkmalsreihen Aa und Bb, so ergibt sich als Fj-Generation der Bastard Dieser bildet, da jede Keimzelle je ein Merkmal der A- und B-Reihe enthalten muß, vier Arten von Keimzellen und Gameten, nämlich 4’ a a . ® ^ ^ und bei Selbstbefruchtung ergaben sich als Fa-Generation 16 verschiedene Kombina¬ tionen, bzw. gametische Typen, nämlich 1 /AA WlBB 1 (AA / A A VlBb 1 fA a fp A XIBB b^/sB 1 l6 y 1 w i^'Ai faAi fAa T\Bb bzw.j^g bzw.i /AA 1 \b b 1 T /Aa /aA Ib b bzw.^ (Sb S} iBB ^ , (a B IB b bzwA ^ /a a \b b 1 l6 1 T 1 l6 1 “A 1 l6 Bei völliger Dominanz von A über a und B über b erhält man nur 4 somatische, d. h. äußerlich verschiedene Typen, nämlich (siehe Abbildung 140, S. 715): 2ß ab -f — Ab + — aB -f — ab. Eine weitere Komplikation kann nun ent¬ stehen, wenn das Auftreten der somatischen Wirkung eines Merkmals der A-Reihe von der gleichzeitigen Anwesenheit eines Merkmals der anderen (B)-Reihe abhängt. Diese Erscheinung bezeichnet man als Hybridatavismus, Krypto- hybridismus, komplizierten Polyhybridismus. So ergibt z. B. unter Umständen die Kreuzung einer rosa- mit einer weißblühenden Erbsenrasse als Bastard einen Rotblütler, dieser ergibt bei Selbstbefruchtung auf 9 Rotblütler 3 Rosa- blütler und 4 Weißblütler. Man erhält dieses Verhältnis, wenn man annimmt, es komme die Farbe Rot nur zustande, wenn zu dem Merk¬ mal Rosa =! A ein Merkmal B hinzutrete und diese Kombination bei den ursprünglich ge¬ kreuzten Rassen nicht bestand, vielmehr B mit dem Merkmal a für weiße Blüte kombiniert war, also (siehe Abb. 141, S. 716). AA aa bb ^ BB A a Bb AA o AA , ^ Aa , . Aa , ^Aa , AA , aa , . aa aa BB+^Bb BB+^ Bb+' bb+bb +BB+^Bb bb Rot 3 Rosa 4 Weiß Das Vorliegen eines solchen komplizierten Verhältnisses kann ebenfalls Ursache der zeit¬ weisen Latenz einer Eigenschaft sein; im vor¬ liegenden Fall können alle drei möglichen soma¬ tischen Eigenschaften latent werden. Vermut¬ lich wird sich ein solcher Kryptohybridismus bei genauerem Zusehen vielfach da heraus- stellen, wo man bis jetzt lediglich das einfache Vererbungsschema des ersten Beispiels an¬ nehmen zu dürfen glaubt. Man hat ursprünglich angenommen, daß stets die phylogenetisch ältere Form über die jüngere dominiere, dies ist a,ber nicht regel¬ mäßig der Fall. Hingegen hat sich gezeigt, daß stets Anwesenheit von Pigment über Fehlen desselben dominiert. Diese Erscheinung, sowie die des Kryptohybridismus hat Bateson zu der Auffassung gebracht, daß es sich tatsäch¬ lich nicht um alternative Vererbung zweier koordinierter Merkmale A und a handeln kann, sondern nur um Anwesenheit oder Abwesenheit des eine positive Eigenschaft hervorrufenden Faktors. Dem tritt jedoch Davenport gegen¬ über, indem er, gestützt auf die Vererbung bei Augenfarben, auf das Vorhandensein von Zwischenstufen zwischen völliger Ausprägung und völligem Fehlen einer Eigenschaft hin¬ weist. Bateson ist weiterhin zu der Auffassung ge¬ langt, daß es sich bei den Erscheinungen des Kryptohybridismus um eine Art von Ferment¬ wirkung handle. Als eine weitere wesentliche Errungenschaft der Mendelschen Schule ist die Entdeckung von Correns zu betrachten, daß die Bestim¬ mung des Geschlechts ebenfalls einen Ver¬ erbungsvorgang darstellt und den Mendel¬ schen Regeln folgt, indem bei Rassenkreuzung das Geschlecht der stärkeren Rasse dominiert. Weiterhin hat sich die auch für die Ver¬ erbung beim Menschen bedeutsame Tatsache ergeben, daß die Prävalenz eines Merkmals an ein bestimmtes Geschlecht gebunden sein kann, derart, daß dasselbe Merkmal beim Manne dominiert, beim Weib rezessiv ist. In diesem Fall erhält man bei Rassenkreuzung zweierlei Heterozygoten, männlich männliche mit Domi¬ nanz des einen und weibliche mit Dominanz