Johann Georg Zimmerman / [Henry E. Sigerist].

Sigerist, Henry E. (Henry Ernest), 1891-1957.

Date:: 1928

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Credit: Johann Georg Zimmerman / [Henry E. Sigerist]. Source: Wellcome Collection.

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neue geistige Strömung wurde eifrig besprochen. So hatte Zimmer¬ mann Gelegenheit, sich nicht nur eine solide medizinische, sondern auch eine weite allgemeine Bildung zu erwerben. Haller schätzte ihn und setzte große Hoffnungen auf ihn. Er sah einen künftigen Gelehrten, vielleicht den Fortsetzer seines eigenen Werkes in ihm. So gab er ihm auch ein Dissertationsthema, das ihm beson¬ ders am Herzen lag. Es betraf das Problem der Irritabilität, das Haller seit einiger Zeit stark beschäftigte, also jenes Phänomen, wonach gewisse Organe und Organteile auf einen Reiz durch Kontraktion antworten. Es handelte sich zunächst darum, in Tierversuchen festzustellen, welche Organe diese Eigenschaft hätten. Zimmermann konnte nachweisen, daß Fettgewebe, Mem¬ branen, Sehnen usw. keine Irritabilität besäßen, in hohem Maße dagegen die Muskeln, der Magen, die Därme. Er kommt zum Schluß, daß die Irritabilität der animalischen Faser eigentümlich wäre. Die Arbeit war gut und machte ein gewißes Aufsehen. Denn es war das erste Mal, daß man von diesen TMfeFschen Ver¬ suchen erfuhr. Aber vergessen wir nicht: Die Arbeit ist H aller - schem Geist entsprungen. Zimmermann's Studium war nun beendet. Was sollte weiter geschehen ? Nach damaliger Sitte zog Zimmermann zunächst auf Reisen, besuchte Holland und Paris. Dem Schüler Hallers waren alle Tore geöffnet. Im Jahre 1752 läßt er sich als praktischer Arzt in Bern nieder. Man sieht, es ist das Leben Hallers, das sich hier wiederholt: Akademische Studien im Ausland, Reisen, Praxis in Bern, die als Vorbereitungszeit und Sprungbrett gedacht war. Als Haller zwanzig Jahre früher in der gleichen Lage gewesen war, hatte er trotz der LTngunst der äußeren Verhältnisse seine wissenschaftlichen Studien mit rastloser Energie aufgenommen. Von Bern aus hat er Jahr für Jahr die Alpen durchstreift und botanische Erfahrungen gesammelt. Er hat es durchgesetzt, daß ihm die Möglichkeit zu anatomischer Betätigung gegeben würde, und er hat sich gleich an eine große Aufgabe gewagt, die Kom¬ mentierung der Institutionen seines Lehrers Boerhaave. Er hatte gezeigt, daß man auch als praktischer Arzt an einem kleinen Ort unter denkbar ungünstigen Verhältnissen wissenschaftlich ar¬ beiten kann, und die Früchte waren nicht ausgeblieben. Ganz anders handelt Zimmermann in der gleichen Lage. Zur medi¬ zinischen Wissenschaft hat er kein inneres Verhältnis. Das Schick¬ sal seiner Dissertation interessiert ihn kaum. Er denkt nicht daran, nun aus eigenen Kräften sich auf diesem Gebiet weiter zu entwickeln, und doch will er weiter, will er aus dieser Mittel¬ mäßigkeit heraus. Aber wie ? Er klammert sich an Haller, mit