Werden und Wirken : eines deutschen Frauenarztes Lebenserinnerungen / von A. Martin.

Martin, August Eduard, 1847-1933.

Date:: 1924

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Credit: Werden und Wirken : eines deutschen Frauenarztes Lebenserinnerungen / von A. Martin. Source: Wellcome Collection.

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tüchtigen Tracht Prügel in die kameradschaftliche Vertrau¬ lichkeit einzuführen! Der Eintritt des inspizierenden Lehrers beendigte diese Überlegungen vor dem Übergang zur Tat. Oberstein, in dem engen Tal der Nahe unter der in einer Felsennische eingebauten evangelischen Kirche, befand sich damals in einer Übergangsperiode. Die weltbekannten Achat¬ gruben der Umgebung waren erschöpft. Die Halbedelsteine wurden aus Brasilien importiert. Eine imponierende Energie ließ die Schleifer und Goldschmiede nicht verzweifeln. Sie haben in unermüdeter Arbeit sich neue Arbeitsgebiete für ihre alte Technik erschlossen, so daß ihre Erzeugnisse trotz des veränderlichen Geschmacks in Bijouterien auch heute noch sich behaupten. Die Hälfte etwa der 5000 Einwohner war evangelisch, die andere katholisch oder jüdisch. Die vornehme Toleranz unseres Onkels führte zu einem harmoni¬ schen Zusammenleben, obwohl von Mainz und Trier her kon¬ fessionelle Beunruhigungen herüberzitterten. Das Ereignis jener Jahre 1857—1861 war der Bau der Nahebahn. Sie brachte zahlreiche Ingenieure, Arbeitermassen, Italiener und Slo¬ wenen. Oft brachten üble Zwischenfälle das ruhige Tages¬ getriebe in Erschütterung. Das Pensionat von Otto Schmid beherbergte 1857 zwischen 28 und 35 Knaben und Jünglinge, in der Mehrzahl Engländer aus guter Familie, daneben Franzosen, Belgier, auch Russen. Wir Deutschen waren in der Minderzahl. Wir wurden vortrefflich verpflegt dank der Fürsorge der Tante Pauline, geb. Klein. 1858 zogen wir bis auf einen kleinen Rest der Pensionäre in das neuerbaute Pfarrhaus, das unter Beisteuer des Onkels zu entsprechender Größe ausgebaut wurde. In den Unterrichtsstunden, die in einem gekauften Nachbarhause abgehalten wurden, saßen auch zahlreiche Knaben aus der Stadt. Neben Otto Schmid führten einige approbierte Lehrer und Kandidaten uns in die Wissenschaften ein. Bei der Zusammensetzung der Schülerschar fiel das Hauptgewicht naturgemäß auf die neuen Sprachen. Der sehr angeregte Verkehr zwischen den fremdsprachlichen Jungen übte einen ungemein förderlichen Einfluß aus sowohl