Anleitung zur Feststellung der Farbentüchtigkeit / von J. Rosmanit.

  • Rosmanit, J.
Date:
1914
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Credit: Anleitung zur Feststellung der Farbentüchtigkeit / von J. Rosmanit. Source: Wellcome Collection.

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    Eine Häufigkeitsberechnung unterlasse ich absichtlich, weil es sich um mehr- fach durchgesiebte Fälle handelt, die kein zutreffendes Zahlenverhältnis ergeben würden. Bei der Zusammenstellung der Fälle und ihrer versuchten prak- tischen Deutung wurde mir immer klarer, daß man da vielfach mit VorstelluDgen und Begriffen arbeitet, die keineswegs allgemein aner- kannt und geläufig sind, sondern im Gegenteile viel Individuelles an sich tragen. Um richtig verstanden zu werden, war es also notwendig, auseinander zu setzen, von welchen Anschauungen ich mich dabei leiten ließ, und so bin ich allmählich dazu gekommen, eine gedrängte Zusammenfassung alles dessen zu bringen, was mir an theoretischen Kenntnissen zur Durchführung einer von zutreffenden wissenschaftlichen Grundsätzen geleiteten Farbensinnprüfung notwendig erscheint. Eine solche Darlegung stößt auf keine wesentlichen Schwierig- keiten, weil das ganze Gebiet der partiellen Farbenblindheit (und zum Teile auch jenes der Farbensinnanomalien) durch eingehende experi- mentelle Studien sorgfältig durchgearbeitet ist und die für diagnosti- sche Zwecke daraus abzuleitenden Grundsätze auch ohne Zuhilfenahme einer Theorie des Farbensehens leicht verständlich sind. Nur ist dabei ein ziemlich umfangreicher Stoff zu bewältigen. Nicht mehr so einfach liegen die Verhältnisse, wenn man daran geht, die theoretischen Grundlehren zur praktischen Prüfung und Beurteilung der Farbensinnstörungen heranzuziehen. Es genügt dann keinesfalls die Darstellung der typischen Symptomenbilder, die ja relativ leicht zu fassen und zu begutachten sind, sondern man muß überall gerade den Grenzfällen besondere Aufmerksamkeit zuwenden,, weil sie in der Regel die strittigsten sind. Und da zeigt sich bald, daß man bei der Mannigfaltigkeit der Formen kaum einen Satz nieder- schreiben kann, dem streng genommen nicht sofort gewisse Einschrän- kungen und Hinweise auf Ausnahmen folgen müßten. Wenn man da die Bilder nicht gar zu verwirrend gestalten und die leitenden Gesichts- punkte nicht ganz aus dem Auge verlieren will, dann heißt es, an den richtigen Stellen Maß halten und sich mit Andeutungen be- gnügen, in welcher Richtung Abweichungen vorzukommen pflegen. Der mit Bedacht Prüfende wird sich auch so leicht zurechtfinden und bald seine eigenen Wege gehen. Wenn also der erfahrene Leser so manches vermißt, was ihm erwähnenswert oder wichtig erscheint, so beruht das Fehlen nicht immer auf einem Übersehen. Eine weitere mehr formelle Schwierigkeit liegt darin, daß die Mehrzahl der zu behandelnden Fragen fast das ganze Gebiet berührt, so daß man, um nicht undeutlich zu werden, da etwas vorwegnehmen, dort wiederholen muß, wodurch die Darstellung leicht schleppend und ermüdend wird. In diesem Punkte muß ich an die besondere Nach-