Chemie der eiweisskörper / von Dr Otto Cohnheim.

  • Cohnheim Otto, 1873-1953.
Date:
1900
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Credit: Chemie der eiweisskörper / von Dr Otto Cohnheim. Source: Wellcome Collection.

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    Allen Eiweisskörpern gemeinsam ist die physiologische Beziehung, dass der thierische und pflanzliche Organismus sie alle in einander überführen kann, und sie demgemäss auch alle von einander ab- stammen, im wirklichen Sinne des Wortes mit einander verwandt sind. (2) In der Natur kommen sie in dreierlei Formen vor: Erstens enthalten die Flüssigkeiten der Thiere und Pflanzen, Blut, Lymphe, Zellsaft etc., Eiweisskörper in gelöster Form. Zweitens bilden die Ei weisskörper, der Hauptmasse nach, Proteide, zusammen mit anderen organischen und unorganischen Substanzen, das merkwürdige, zwischen dem festen und flüssigen Aggregatzustande in der Mitte stehende Ge- menge von eigenartiger Structur, das man das lebendige Protoplasma der thierischen und pflanzlichen Zellen und Gewebe nennt. In ähn- licher, nur etwas festerer Form hauen die Albumino'ide die thierischen Gerüstsubstanzen auf. Aus den Organen lassen sich die Eiweisskörper theils durch einfaches Auflösen, theils aber hur durch stärker ver- ändernde Eingriffe in Lösung bringen. Ein dritter Theil der Eiweiss- körper ist als Ernährungsmaterial wachsender Embryonen in Pflanzen, seltener den Eiern von Thieren, in fester, zum Theil krystallinischer Form abgelagert. Die eiweissartigen Spaltungsproducte endlich, die Albumosen, Peptone etc., kommen einmal in der Natur, als Producte der Verdauung und des Stoffwechsels, vor, sodann aber werden sie künstlich durch Spaltung der anderen Eiweisse dargestellt. (3) Die Eiweisskörper haben zwei Arten von Eigenschaften mit einander gemein, solche mehr physikalischer und solche rein chemischer Natur. Die ersteren beruhen auf dem hohen Moleculargewicht der Eiweisskörper, und bestehen in der Hauptsache darin, dass die Eiweisse sogenannte colloidale Körper im Sinne von Graham sind. Diese Eigenschaften kommen nur den eigentlichen Eiweissen und den Pro- teiden zu, nicht aber, oder doch in viel geringei’em Maasse, den Albu- mosen und verwandten Körpern, die aus den ersteren durch Spaltung hervorgehen, und demgemäss ein kleineres Moleculargewicht haben. Die rein chemischen Charaktere der Eiweisse dagegen, ihre Zusammen- setzung, ihre Fällungs- und Farbenreactionen, die V erbindungen, die sie eingehen, und die Spaltungsproducte, in die sie zerfallen, sind ihnen mit den Albumosen und Pejntonen gemeinsam, der moleculare Aufbau ist bei diesen noch unverändert. Im Folgenden soll zunächst von dem physikalischen V erhalten der Eiweisse, als der für sie charakteristischsten und für das Folgende wichtigsten ihrer Eigenschaften, die Bede sein. Die Schilderung gilt demnach nur von den genuinen Eiweissen und den Proteiden. V\ le weit auch die Spaltungsproducte sich noch ähnlich verhalten, wird bei diesen besprochen werden.