Die örtliche Betäubung : ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung, ein Hand- und Lehrbuch / von Prof. Dr. Heinrich Braun.

  • Braun, Heinrich, 1862-1934.
Date:
1925
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Credit: Die örtliche Betäubung : ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung, ein Hand- und Lehrbuch / von Prof. Dr. Heinrich Braun. Source: Wellcome Collection.

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    denen uns hier in erster Linie der Schmerz interessiert, unterrichten uns von dem Zustand der uns umgebenden Welt und von der Beschaffen¬ heit unseres eigenen Körpers. Der Schmerz wird von den Menschen gefürchtet, und der Arzt strebt danach, ihn zu lindern. Aber andererseits stellt er sich als eine segensreiche, der Erhaltung der Art und des einzelnen dienende Ein¬ richtung dar, da er dem Menschen von krankhaften Zuständen seines Körpers Kunde gibt. „Der traumatische Schmerz bringt uns zur Kennt¬ nis, daß uns von außen eine Gefahr droht, welcher wir uns noch entziehen können, oder daß bereits eine Schädigung des Körpers statt¬ gefunden hat, welche unserer Fürsorge bedarf, um weitere schlimme Folgen abzuwenden. Der Schmerz tritt als Warner auf, wenn wir uns unter schädlichen Lebensbedingungen befinden, deren weiteres Ein¬ wirken zu Gesundheitsstörungen führen würde. Der Schmerz stellt sich vor oder bei dem Ausbruch von Krankheiten ein und mahnt den Menschen daran, daß sein Körper sich in krankhafter Verfassung be¬ findet und der Pflege bedarf. Der Schmerz, welcher durch körper¬ liche und geistige Ermüdung erzeugt wird, nötigt uns Ruhe und Er¬ holung auf. Der symptomatische Organschmerz, welcher von dem er¬ krankten Körperteil ausgeht, fordert den Kranken gebieterisch auf, das erkrankte Organ zu schonen. Der Schmerz ist der mächtigste Helfer des Arztes: seinen Weisungen folgt der Kranke in blindem Gehorsam, und er nimmt uns Ärzten manche Verordnung, manche Lebens- und Verhaltungsregel ab. Durch den Schmerz gebietet die Natur auch dem Lebhaftesten Ruhe, zwingt dem Tätigsten Schonung auf, nötigt den Eigensinnigsten zur Fügung unter die dem erkrankten Körper ange¬ messenen Lebensbedingungen. Der Schmerz ist ein hartes, aber nütz¬ liches Gesetz der Natur. Allein wie jedes Naturgesetz ist er in seiner Konsequenz unbeugsam, in seiner Rücksichtslosigkeit blind und daher brutal und grausam. Er erscheint nicht bloß als wohltätiger Warner, sondern auch als nutzloser Quäler. Auch bei unheilbaren Krankheiten, auch bei Leiden, bei welchen das Bewußtsein des Krankseins dem Men¬ schen doch nichts nützt, weil niemand die Krankheit beeinflussen kann, erscheint der Schmerz und vernichtet schonungslos den Lebensgenuß, ohne irgend einen körperlichen Vorteil dafür als Entgelt zu bieten.“ (Goldscheider.) Er fehlt oft gerade bei den gefährlichsten Krank¬ heiten und wiegt die Kranken in Sicherheit. Er fehlt dann nicht und muß künstlich aufgehoben werden, wenn der Kranke sich einer sein Leben rettenden Operation zu unterziehen hat. „So ist es doch recht, daß wir Ärzte ihn, unseren Bundesgenossen, bekämpfen. Daß wir ihn