Ein Fall von schwerer Neuropsychose, ausgezeichnet durch congenitale Anomalieen des Centralnervensystems / von E. Siemerling.

  • Siemerling, E.
Date:
[1891?]
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Credit: Ein Fall von schwerer Neuropsychose, ausgezeichnet durch congenitale Anomalieen des Centralnervensystems / von E. Siemerling. Source: Wellcome Collection.

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    Das gesammte Centralnervensystem, Hirnrinde einbegriffen hat bei sorgfältigster Durchforschung keine krankhaften Ver- änderungen, die mit dem Krankheitsbilde in ursächlichem Zu- sammenhang stehen, auffinden lassen. Wir constatiren nur eine eigenartige Anlage des Opticus in einem Theile des Verlaufes, welche sicher als congenital aufzufassen ist. Der- artige Formveränderungen am Opticus sind neuerdings von Otto beschrieben worden (Berl. Gesellsch. f. Psych. u. Neryenkrankh., 6. Juni 1892. — Neurol. Centralbl., 11. Jahrg., 1892, No. 14, S. 448). Unter den angeborenen Form- anomalien der Sehnerven erwähnt dieser Autor unter anderen Theilung des Opticus durch ein Bindegewebsseptum in zwei ungleiche Hälften mit Bis- quitform des Opticus. An den peiipheiischen Nerven sind die nachgewiesenen Störungen des Peronaeus und Saphenus derartig, dass sie ohne Weiteres, wie dieses bekannt ist, als Ausdruck der Inanition, in welcher sich der Kranke zuletzt befand, aufzufassen waren. Möglicherweise ist auch so die eigentümliche Alteration in einem Ast des Tibialis posticus zu erklären, bestehend in einer partiellen, par- enchymatösen Erkrankung mit leichter Betheiligung des interstitiellen Ge- webes. Das überaus vereinzelte Vorkommen (die übrigen Stämmchen des Nerven waren vollkommen intact) könnte allerdings die Vermutung nahe legen, dass es sich auch hier um ein congenitales Vorkommen handelt, allein die leichte Kernvermehrung, namentlich am Uebergang zum gesunden Theil, die verschiedenen Stufen der Mark Veränderung zeigen, dass es sich nicht um einen abgeschlossenen, sondern noch in Entwickelung befindlichen Process handelt. Die in der Muskulatur vorhandenen Veränderungen sind ohne Zweifel als durch die Inactivität entstanden zu denken. Vergleichen wir klinischen und anatomischen Befund, so sind einzelne Symptome derartig, dass sie zur Erklärung ihres Zustandekommens nach den bisher herrschenden Anschauungen nicht des Nachweises einer palpablen Erkrankung des Nervensystems bedürfen. Dahin gehört in erster Linie die Sensibilitätsstörung mit ihrem eigenartigen Charakter, wie wir ihn vor- nehmlich bei Hysterie zu sehen gewohnt sind. Das Schwinden des Kniephänomens ist offenbar bedingt durch die starke Beugecontractur im Kniegelenk, also durch ein lediglich mecha- nisches Hinderniss hervorgerufen. Immerhin bleibt unerklärlich das Fehlen