Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes : zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / bearbeitet von C. Neubauer, J. Vogel.

  • Neubauer, Carl, 1830-1879.
Date:
1872
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Credit: Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes : zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / bearbeitet von C. Neubauer, J. Vogel. Source: Wellcome Collection.

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    Steine aus harnsaurem Ammoniak sind selten und meist nur klein, von liellerer (weisslicher oder lehmgelber) Farbe und mehr erdiger Be- schaffenheit. Erhält man keine Murexidreaction, so kann die Verbrennliche Harn- concretion bestehen aus Xanthin (harnige Säure). Diese Substanz löst sich in Salpeter- säure ohne Gasentwicklung und nach dem Verdunsten der Lösung bleibt ein Rückstand von lebhaft citronengelber Farbe, der durch Ammoniak nicht geröthet, wohl aber von kaustischem Kali mit tiefrothgelber Farbe auf- gelöst wird (vergl. §. 5 S. 22 ff.). Da auch das in neuerer Zeit entdeckte Guanin, welches aber bis jetzt noch nicht als Bestandtheil der Harn- concretionen nachgewiesen wurde, eine ähnliche ßeaction giebt, so ist jedenfalls Vorsicht nöthig, ehe man eine Harnconcretion als aus Xanthin bestehend erklärt. Steine aus Xanthin sind sehr selten und bis jetzt nur in wenigen Exemplaren gefunden. Sie haben eine hellbraune (weissliche bis zimmet- braune) Farbe, sind ziemlich hart, bekommen durch Reiben Wachs- glanz und bestehen meist aus concentrischen, leicht ablösbaren amorphen Schichten. Steine aus C y s t i n sind ebenfalls ziemlich selten: von mattgelber Farbe, glatter Oberfläche, auf dem Bruche krystallinisch mit Wachs- oder Fettglanz. Sie sind ziemlich weich, lassen sich leicht schaben und ihr Pulver fühlt sich an wie Seifenpulver. Chemisch erkennt man das Cystin an folgenden Eigenschaften: Es löst sich in kaustischem^ Ammoniak und krystallisirt beim langsamen Verdunsten aus dieser Lösung in sehr charakteristischen Krystallen, welche regelmässige sechsseitige Tafeln bilden. Es löst sich ferner in Mineralsäuren und krystallisirt beim langsamen Verdunsten einer salz- sauren Lösung in Gruppen von divergirenden, radienförmig gestellten Nadeln. Es enthält eine bedeutende Menge Schwefel. Wird daher eine cystinhaltige Harnconcretion in Kalilauge gelöst, dann nach Zusatz einer kleinen Menge einer Lösung von essigsaurem Blei gekocht, so entsteht ein schwarzer Niederschlag von Schwefelblei, welcher der Mischung das Aussehen von Tinte giebt (vgl. §. 44). Steine aus Proteinsubstanzen (entstanden aus Faserstoff oder Blutcoagulis) sind ebenfalls sehr selten. Sie zeigen keine Spur von Kry- stallisation, verbreiten beim Verbrennen den Geruch von verbrennendem Hörn, sind in Wasser, Aetlier und Alkohol unlöslich, löslich in Kali- lauge und aus dieser Lösung durch Säuren fällbar, in Essigsäure quellen sie auf und sind in kochender Salpetersäure löslich. Steine aus Urostealith sind ebenfalls sehr selten.*) Sie sind im *) Vgl. Fl. Heller in s. Archiv 18^5. S. 1, und ^N. Moore, Dublin quarterly Journal 1854. March.