Die Muskelerkrankungen / von Heinrich Lorenz.

  • Lorenz, Heinrich.
Date:
1904
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Credit: Die Muskelerkrankungen / von Heinrich Lorenz. Source: Wellcome Collection.

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    der Schulter wird nur mehr in ganz unzulänglicher Weise vom Levator scapuiae besorgt. Der Musculus trapezius ist fast ganz geschwunden, der ßhomboldeus, Serratus, Latissimus dorsi und Pectoralis sind stark atrophisch. Bei starken faradischen Strömen sind nur theilweise leiclite Contractionen zu bemerken. Der Supra- und Infraspinatus sowie der Deltoideus sind beiderseits p.^eudo- hypertrophisch und zeigen herabgesetzte elektrische Erregbarkeit. Die Musculatur des Oberarmes ist beiderseits nahezu vollkommen geschwunden, die Beugung des Armes im Ellbogengelenke wird zum grössten Teile durch den Pronator teres ausgeführt. Derselbe ist faradisch noch ziemlicli leicht erregbar. Die Musculatur der Vorderarme erscheint besonders kräftig entwickelt, die der Hände normal. Die Nates sind nur zum Theil melir pseudo-hypertrophisch, die G-lutaei atrophisch und kaum mehr erregbar. Die Atrophie der Oberscheiikel- musculatur hat zugenommen. Die Waden sind beiderseits etwas hypervoluminr)S, links etwas mehr als rechts. Tibialis anterior und Peronaeus stark atrophisch, auch bei starken Strömen unerregbar. Equinovarusstellung der Füsse. Sensibilität in allen Qualitäten erhalten; keine Blasenstörungen. Patellar- reflex rechts fast ganz geschwunden, links etwas gesteigert. Cremasteren-. Ulnar- und Eadialreflexe nicht auslösbar, dagegen Tricepssehnen- und Baucli- deckenreflexe recht lebhaft. Innere Organe normal. Im Harn nichts Abnormes. Körpergewicht 48*5 kg. Status praesens vom 20. April 1903. Hautdecken blass, schwitzend. Schlechte Ernährung. Infiltration der rechten Lungenspitze. Im Gesichte nichts Abnormes. Atrophie der Sternocleidomastoidei beider- seits. Die Atrophie der früher erwähnten Muskelgruppen hat weitere Fort- schritte gemacht. Der Deltoideus ist noch leicht hypertrophisch, namentlich in seiner mittleren Partie, aber schlaff und auch bei der Contraction polster- artig anzufühlen. Bei 25 Eollenabstand ist derselbe faradisch noch erregbar. Die Oberarme sind symmetrisch atrophirt, die Vorderarm- und Handmusculatur er- halten. Die Schulterblätter stehen noch weiter von einander ab, die oberen Winkel sind 20 cm, die unteren 11cm von einander entfernt. Der Latissimus dorsi ist weder tastbar noch faradisch erregbar. Levator scapuiae und Eliomboideus. sowie die langen Eückenmuskel sind sowohl direct als indirect erregbar. Olutäal- und Oberschenkelmusculatur atrophisch, nirgends mehr eine Hyper- trophie zu bemerken. Die linke Seite ist etwas stärker betroffen als die rechte. Von nun ab zunehmende Kurzathmigkeit, intermittirendes Fieber, heftige Nachtschweisse. Mitte Mai verringert sich die Esslust. In der rechten Lungen- spitze tritt stärkere Dämpfung mit Bronchialathmen und knatternden Eassel- geräuschen auf. Von Anfang Juni an kommt quälender Husten hinzu, die Athemnoth wird stärker, Patient magert rapid ab und wird auffallend blass. Ueber dem Kreuzbein entwickelt sich ein scharfrandiger Decubitus, der rasch zunimmt. Am 6. Juni Morgens plötzlich grosse Schwäche, eine Stunde später ohne anderweitige Erscheinungen Exitus letalis. Auszug aus dem Sectionsprotokolle. Körper klein, gracil gebaut. Musculatur an den Oberarmen ausser- ordentlich geschwunden; ebenso an der unteren Extremität, besonders an den 41*