Handbuch der Fleischbeschau für Tierärzte, Aerzte und Richter / von Robert Ostertag.

Date:
1892
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der Fleischbeschau für Tierärzte, Aerzte und Richter / von Robert Ostertag. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    538/592 (page 520)
    Zweifelhaft könnte nur die Beurteilung des Färbens von sonst guter Dauerwurst sein, um das Grauwerden derselben zu verschleiern,' wie es nach Bischoffs Angabe in Thüringen in so umfangreichem Massstabe geübt wird. Aber auch hier er- kennen die Gerichte ausnahmslos auf Verurteilung aus § 10 des Nahrungsmittelgesetzes, weil Fuchsin und Cochenille keine Be- standteile der normalen Wurst seien, und der Zusatz dieser Farbstoffe den Zweck verfolge, den Würsten den Schein der frischen Beschaffenheit und eines erhöhten Genusswertes zu geben. Wenn das Vorbringen eines Angeklagten, das Publikum ver- lange die gefärbte Wurst, auf Wahrheit beruht, so sind die Ge- werbetreibenden in der Lage, dem Verlangen des Publikums und dem Nahrungsmittelgesetze Genüge zu leisten, indem sie die Wurst ausdrücklich als gefärbte verkaufen, wie dieses bereits in einem Berliner Delikatessengeschäft der Fall sein soll. Reichsgerichtsentscbeidungen : DieFärbung derKiemen vonFischen mittels roter Farbe, um ihnen das Ansehen frischer Fische zu geben, ist Ver- fälschung (Urteil II, 2. Dezember 1881). Ebenso die Färbung von Wurst mittels eines Farbstoffes, um die Farbe frischer Ware auch für die Zeit zu er- halten, in welcher ohne diese Manipulationen sich durch Veränderungen der natürlichen Farbe zeigen müsste, dass die Ware nicht frisch ist (ürteü HI, 18. Februar 1882). C. Aufblasen. Das Aufblasen der ganzen Kälber und Schafe, sowie der Lungen dieser Schlachttiere wird von den Fleischern für ein so begründetes Herkommen ihres Gewerbes gehalten, dass ein starker Widerstand sich geltend machte, als an vielen Orten die Behörden sich entschlossen, das Aufblasen zu verbieten. Die Fleischer heben insbesondere her- vor, dass durch Aufblasen das Enthäuten der genannten Tiere ganz wesentlich erleichtert werde. Allein die tägliche Erfahrung in den Schlachthäusern mit Auf blaseverbot lehrt, dass das Abhäuten bei Kälbern und Schafen — bei letzteren ist das Aufblasen verbreiteter, als bei ersteren — auch ohne künstliche Eintreibung von Luft in das subkutane Bindegewebe besondere Schwierigkeiten nicht bereitet. Der wirkliche Grund des Widerstandes der Gewerbetreibenden gegen die behördlicherseits erlassenen Aufblaseverbote dürfte daher ein anderer sein, nämlich der, dass es durch die fragliche Manipulation gehngt, den Scheinwert des Fleisches zu erhöhen. Durch das Ein-